Neue Zürcher Zeitung (CH), 12.07.2000
Irans Image im Ausland verbessern
Iranische Diplomaten besuchen Fortbildungskurs in Genf
jpk. Genf, 11. Juli
Am Genfer Institut universitaire de hautes études internationales
absolvieren zurzeit fünfzehn iranische Diplomaten im Rahmen des
Swiss International Relations University Seminar (Sirus) einen zweiwöchigen
Fortbildungskurs. In dessen Zentrum stehen Fragen des internationalen
Rechts, des internationalen Handels, der internationalen Politik sowie
der Verhandlungsführung. Daneben erhalten die Kursteilnehmer einen
Einblick in internationale Organisationen und - bei einem Besuch in
Bern - auch in die politischen Institutionen der Schweiz. Das Programm
wird von den Teilnehmern, die bereits eine diplomatische Ausbildung
durchlaufen haben, äusserst positiv bewertet. Bedauert wurde lediglich,
dass der Kurs auf zwei Wochen beschränkt sei. Amir Massoud Ejtehadi,
der am Teheraner Institute for Political and International Studies tätig
ist, bezeichnete den Sirus-Kurs als ausgezeichnete Grundlage für
die Aufnahme einer diplomatischen Tätigkeit oder für den Einstieg
bei einer internationalen Organisation.
Wider die Gräben in den Köpfen
Bei Gesprächen mit den iranischen Diplomaten wird deutlich, dass
diese künftig ihren Beruf zur Verbesserung der internationalen
Beziehungen ihres Landes nutzen möchten. Iran müsse an der
Verbesserung seines Images arbeiten. Im Ausland sei die Meinung weit
verbreitet, dass ein grosser Graben zwischen der klerikalen Führung
und breiten Bevölkerungskreisen bestehe. Dies treffe aber nicht
zu. Iran sei zwar ein religiöser Staat, aber auch ein demokratisches
Land. Ein Graben bestehe lediglich zwischen dem Volk und gewissen Extremisten,
die glaubten, ihre Ansichten müssten mit allen Mitteln durchgesetzt
werden. In diesem Zusammenhang wird von den Teilnehmern auch ein gewisses
Verständnis für die Demonstrationen vom vergangenen Wochenende
gezeigt. Es sei legitim, sich für die Aufklärung des Überfalls
auf ein Studentenwohnheim durch Extremisten vor einem Jahr einzusetzen.
Traditionelle und neue Rollenbilder
Die Politik von Präsident Khatami wird nach Ansicht von Kursteilnehmern
zu einer weiteren Öffnung des Landes führen. Gestärkt
werden sollen nicht nur die politischen und rechtlichen, sondern auch
die kulturellen Institutionen. Nicht zuletzt erhoffen sich auch die
Frauen eine Stärkung ihrer Position, wie aus Gesprächen mit
den drei Kursteilnehmerinnen hervorgeht. Zwar betonen die jungen Diplomatinnen,
dass die Rolle der Frau vor allem im Bereich der Familie liege, gleichzeitig
drücken sie aber den Wunsch aus, später einmal als Botschafterinnen
ihr Land vertreten zu können. Bisher gibt es keine Frau, die eine
iranische Botschaft leitet. Auf die Frage, ob Iran auch einmal von einer
Präsidentin regiert werden könnte, folgt zwar zuerst ein verlegenes
Lächeln, dann aber auch ein klares "Warum nicht?" - wenn
die Männer dazu bewogen werden könnten, mehr im Haushalt zu
tun.
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