Frankfurter Rundschau, 13.7.2000

Kirchenasyl

Polizei-Aktion gegen Roma stößt auf scharfen Protest

vs DUISBURG, 12. Juli. Die Duisburger Polizeiaktion gegen die mazedonische Roma-Familie Zumberov belastet das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Rheinland. Der abgelehnte Asylbewerber Nehru Zumberov war am Dienstag mit seiner Frau und den zwei schulpflichtigen Kindern aus einem Kirchenasyl geholt worden. Während der Vater in Abschiebehaft genommen wurde, dürfen Frau und Kinder in einer Flüchtlingsunterkunft auf die Abschiebung warten.

Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche wertete die Beendigung des Kirchenasyls durch die Polizei als einen "Affront" gegen die Kirche, die im Fall der Familie Zumberov zum Beistand verpflichtet gewesen sei, um "Unmenschlichkeit" des Staates abzuwenden. Nicht einmal der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) sei bisher bereit gewesen, ein Kirchenasyl gewaltsam aufzulösen, kritisierte Wolf-Dieter Just als Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft das Vorgehen der Polizei in Nordrhein-Westfalen. Das christliche Motiv der Kirchengemeinde sei "auf eine Weise verhöhnt worden, die für die Verantwortlichen der Stadt Duisburg nicht folgenlos bleiben darf", verlangte Just.

Die Stadt erklärte dagegen, sie habe keinen Ermessensspielraum gehabt. "Zum Schutz der Beteiligten" will sie keine weiteren Einzelheiten zu der von ihr angeordneten Polizeiaktion mitteilen.