web.de 15.07.2000

Türkische Justiz ermittelt wegen Misshandlung von Häftlingen
Sicherheitskräfte in Burdur sollen Frau vergewaltigt und Mann schwer verletzt haben


Ankara (AP) Die türkische Justiz hat Ermittlungen gegen Sicherheitskräfte eingeleitet, denen die Misshandlung von Häftlingen vorgeworfen wird. Das bestätigte das Justizministerium am Samstag in Ankara. Nach Zeitungsberichten sollen Angehörige der Militärpolizei bei der Erstürmung eines Gefängnisses in Burdur am 5. Juli eine Gefängnisinsassin vergewaltigt und einen Häftling schwer verletzt haben. Die Häftlinge in Burdur hatten sich verbarrikadiert, weil sie verhindern wollten, dass elf Insassen des Gefängnisses als Zeugen zu einer Gerichtsverhandlung gebracht werden. Die Militärpolizei rückte daraufhin nach Angaben von Rechtsanwälten mit Bulldozern an, um in die Anstalt vorzudringen. Dabei verlor ein Häftling den Angaben zufolge seinen Arm. Eine Frau sei nach der Erstürmung von Mitarbeitern des Gefängnisses vergewaltigt worden. Immer wieder ist es in den letzten Monaten zu Meutereien in türkischen Gefängnissen gekommen. Die Häftlinge protestieren gegen Pläne der Justiz, die großen, mit bis zu 100 Häftlingen belegten Gemeinschaftszellen nach und nach durch kleinere Einzel- oder Zweibettzellen zu ersetzen. Damit sollen nach dem Willen der Regierung die häufigen Aufstände, Geiselnahmen und Hungerstreiks in den Anstalten beendet werden. Häftlinge im ganzen Land erklärten, in den Einzelzellen würden sie isoliert und seien der Willkür der Wächter ausgeliefert.