web de17.07.2000 13:32

Clinton spricht von extrem schwierigen Verhandlungen


Ausgang noch völlig offen - Erste offizielle Einschätzung des Stands der Gespräche beim Nahostgipfel

Thurmont (AP)

In einer ersten offiziellen Stellungnahme zum Verlauf des Nahostgipfels in Camp David hat US-Präsident Bill Clinton die Verhandlungen zwischen Israelis und Palästinensern als die schwersten in seiner Amtszeit bezeichnet. Es habe einige Fortschritte gegeben, doch sei noch völlig offen, ob die Gespräche erfolgreich abgeschlossen würden, erklärte Clinton in einem am Montag veröffentlichten Interview mit der Zeitung «New York Daily News». Dennoch hoffe er weiter auf ein Abkommen.

Die Vermittlungen seien schwieriger als die in Nordirland, auf dem Balkan oder vorangegangene Gespräche im Nahen Osten. Besorgnis erregend sei, dass Politiker beider Seiten nach einem Friedensabkommen in der Heimat mit Kritik rechnen müssten, sagte Clinton nach einem vom Weißen Haus verbreiteten Redemanuskript. Die Politiker bemühten sich jedoch um einen Friedensschluss. «Es ist das schwerste, was ich je gesehen habe», erklärte er.

Am Sonntag traf Clinton mit dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat sowie seinen eigenen Beratern zusammen. Ein gemeinsames Abendessen aller Delegationen gab es im Gegensatz zur bisherigen Praxis nicht. Auf die Frage der «Daily News», ob Clinton wie geplant am Mittwoch zum G-8-Gipfel nach Japan reisen werde, antwortete der US-Präsident: «Ich hoffe es. Ich werde mein Bestes tun, hier zu einem Abschluss zu kommen.» Die palästinensische Delegation signalisierte unterdessen Bereitschaft, falls nötig länger in Camp David zu bleiben. «Sollte die amerikanische Seite entscheiden, die Gespräche zu verlängern, würden wir das wohl nicht ablehnen», sagte der Gesandte der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Washington, Abdel Rahman.

Palästinensische Quellen meldete am Sonntag Fortschritte bei den Verhandlungen, während ranghohe israelische Vertreter noch keinen Durchbruch sahen. Nach Angaben des israelischen Justizministers Jossi Beilin sind beide Seiten an einem schwierigen Punkt angelangt. Zu den strittigsten Fragen gehören der Status von Jerusalem, die Grenzen eines künftigen Staates Palästina und das Schicksal von mehr als zwei Millionen palästinensischen Flüchtlingen.