Frankfurter Rundschau, 20.7.2000 Traumatisierte Flüchtlinge sollen bleiben dürfen BERLIN, 19. Juli (dpa). Die Bundesregierung will für traumatisierte Flüchtlinge aus Bosnien und ihre Angehörigen ein dauerhaftes Bleiberecht erreichen. Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer und die Ausländerbeauftragte der Regierung, Marieluise Beck (beide Grüne), richteten am Mittwoch in Berlin einen eindringlichen Appell an die Bundesländer, diese schwer labilen Menschen nicht abzuschieben. Die Zahl der traumatisierten Bosnien-Flüchtlinge wird auf mindestens 5000, die Zahl ihrer Angehörigen auf 10 000 geschätzt. Viele der Traumatisierten wurden in bosnischen Konzentrationslagern gefoltert. Auch der Bundestag hatte sich für ein Bleiberecht ausgesprochen. Das "posttraumatische Belastungssyndrom" sei eine präzise zu diagnostizierende Krankheit, sagten Fischer und Beck nach einem Treffen mit Ärzten und Fachleuten. An dem Gespräch hatten Vertreter der Zentren für Folteropfer, der Gesundheitsämter und - mit Ausnahme Berlins, Baden-Württembergs und Bayerns - der Länderinnenministerien teilgenommen. Beck kritisierte, dass die Flüchtlinge jetzt vom polizeiärztlichen Dienst vorgeladen würden und ein "Sperrfeuer von Gutachten" durchlaufen müssten. Die Innenministerkonferenz von Bund und Ländern habe diese Flüchtlinge lediglich ans Ende der Rückführungsschlange gesetzt, das jetzt erreicht sei. Laut Beck sind von den 350 000 Flüchtlingen aus Bosnien noch 38 000 in Deutschland.
|