web de 22.07.2000 02:15 Kompromissvorschlag über Jerusalem umstritten Ablehnende Haltung bei den Palästinensern Thurmont/USA (AP) Der Streit um Jerusalem ist nach wie vor das Haupthindernis, das einer Einigung zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat bei den Verhandlungen in Camp David bei Washington im Wege steht. Die palästinensische Seite zeigte sich am Freitag wenig begeistert von einem Kompromissvorschlag, wonach arabische Teile der Stadt unter palästinensische Verwaltung gestellt werden sollen. Der Repräsentant der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) in Washington, Hassan Abdel Rahman, sagte in einem Telefongespräch mit AP: «Ohne eine vollständige palästinensische Souveränität über Ostjerusalem gibt es keinen Boden für eine Vereinbarung.» US-Außenministerin Madeleine Albright, die jetzt an Stelle des in Japan weilenden Präsidenten Bill Clinton die Verhandlungen leitet, traf am Freitag nicht mit Barak und Arafat zusammen. Sie hatte am Donnerstagabend mit beiden diniert. Ihr Sprecher Richard Boucher sagte: «Nach unserem Dafürhalten machen die Parteien ernsthafte Fortschritte. Dennoch geht es schwer voran.» Der Ostteil Jerusalems, die arabische Altstadt samt Vororten, wurde im Nahostkrieg 1967 von Israel erobert. Er gehörte vorher zu Jordanien, das nach der 1948 erfolgten Gründung des israelischen Staates einen Teil des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästina annektiert hatte. Nach seiner Eroberung 1967 wurde Ostjerusalem von Israel annektiert, was international nicht anerkannt wurde. Arafat will Ostjerusalem zur Hauptstadt des von ihm angestrebten Palästinenserstaates machen. Nach Angaben eines israelischen Ministers und aus diplomatischen Kreisen hat Barak einen amerikanischen Kompromissvorschlag akzeptiert, der die «Charakteristik» einer palästinensischen Souveränität über Ostjerusalem vorsieht. Auch die von Palästinensern bewohnten Vororte sollen dem Kompromissplan zufolge palästinensisch verwaltet werden. «Diese Dörfer gehören eigentlich nicht uns», erklärte Justizminister Yossi Beilin im israelischen Militärrundfunk. Diese «Illusion» dürfe die nun «so nahe gerückte» Einigung in Camp David nicht verhindern. Beilin vertrat die Ansicht, das Festhalten an einem «einigen Jerusalem» sei zu einer Last geworden, die Israel nicht länger tragen sollte.
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