web.de 25.07.2000 03:59 Palästinenser bekräftigen Ausrufung eines eigenen Staates - Clinton will bei Gipfel in Camp David nicht aufgeben - Entscheidung über Erfolg oder Scheitern binnen zwei Tagen? Thurmont/Gaza (AP) US-Präsident Bill Clinton will die Nahost-Friedensverhandlungen
in Camp David nach den Worten seines Sprechers Joe Lockhart solange
fortsetzen, wie «eine realistische Chance» für eine
Einigung zwischen Israelis und Palästinensern besteht. Eine konkrete
Zeitangabe über die mögliche Dauer der schon seit zwei Wochen
andauernden Gespräche machte Lockhart nicht. Eine Vorhersage sei
unmöglich, sagte er. Dennoch wurde am Montag eine Entscheidung
über Erfolg oder Scheitern des Gipfels innerhalb der nächsten
24 Stunden erwartet. Bei einem Scheitern wollen die Palästinenser
in weniger als zwei Monaten einen eigenen Staat ausrufen. Dieser Staat
Palästina werde dann auch Gebiete umfassen, die noch unter israelischer
Verwaltung stünden, sagte der Vorsitzende des Palästinensischen
Nationalrats, Salim Sanun, am Montag in Gaza. Die Vorbereitungen für
die Staatsproklamation nach dem 13. September seien bereits im Gange,
sagte Sanun weiter. Am 13. September läuft die Frist für den
Abschluss eines endgültigen Friedensvertrages aus. Israel hat für
den Fall der einseitigen Ausrufung eines palästinensischen Staates
mit der Annexion weiterer Gebiete gedroht. Nach einer kurzen Nacht setzte
Clinton unterdessen seine Beratungen mit den Delegationen beider Seiten
fort. Er war erst am Sonntagabend vom Weltwirtschaftsgipfel in Japan
nach Camp David zurückgekehrt und hatte dann bis 05.00 Uhr morgens
(Ortszeit) konferiert. Unter anderem traf er mit dem israelischen Ministerpräsident
Ehud Barak und dem palästinensischen Präsidenten Arafat zu
Einzelgesprächen zusammen. Am Montagabend sprach Clinton erneut
eine Stunde lang mit Arafat. Nach Darstellung der israelischen Seite
sind die Verhandlungen an einem kritischen Punkt angelangt. Nach Worten
des israelischen Delegationsmitgliedes Schlomo Ben Ami wird innerhalb
der «nächsten zwei Tage das Ergebnis abschließend oder
fast abschließend klar werden». Der konservative frühere
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte indessen seinen Nachfolger
Barak vor zu großen Zugeständnissen an die Palästinenser.
Auf einer Pressekonferenz in Jerusalem sagte er, dies könne den
Konsens innerhalb der israelischen Gesellschaft zerstören. Netanjahu
bezog sich auf Berichte, wonach Barak bereit sei, die palästinensische
Autonomie auf einige Stadtteile Jerusalems auszudehnen, den Palästinensern
das strategisch wichtige Jordantal zu überlassen und eine bestimmte
Zahl palästinensischer Flüchtlinge die Rückkehr nach
Israel gestatten wolle.
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