Kölner Stadtanzeiger, 4.8.2000 Schily legt Bilanz vor Immer weniger Flüchtlinge suchen in Deutschland Asyl Mehr als 43 000 Bewerber wurden im ersten Halbjahr abgelehnt Von Gisela Arndt Berlin - In Deutschland suchen immer weniger Flüchtlinge Asyl: Dieser Trend, der bereits im Herbst vergangenen Jahres einsetzte, hat sich im ersten Halbjahr 2000 fortgesetzt. Nach wie vor werden die meisten Asylanträge dabei abgelehnt. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres beantragten 42 459 Menschen in der Bundesrepublik Asyl, teilte Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) am Donnerstag in Berlin mit. Im Vergleich zum Vorjahr, als mehr als 55 000 Menschen Anträge stellten, sind das 24 Prozent weniger. Zwar wurden im Monat Juli mehr Asylbewerber als im Monat zuvor registriert, aber erheblich weniger als im Juli 1999. Im Vergleich zum Juli 1999 wollten laut Statistik des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlingen in Nürnberger 2879 Menschen weniger Asyl hierzulande. "Eine seit September letzten Jahres zu beobachtende Entwicklung" setze sich damit fort, meinte Schily. Insgesamt suchten im Sommermonat Juli 6529 Menschen Asyl. Die meisten Asylbewerber kamen wie schon in den Vormonaten aus Jugoslawien, aus dem Irak und aus der Türkei. Das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge hat nach Angaben des Innenministeriums im Juli 2000 über die Anträge von 8131 Asylbewerber entschieden. Abgelehnt wurden die Anträge von 4661 Personen (mehr als 57 Prozent). Über mehr als 33 000 Asylanträge hatte das Bundesamt Ende Juli noch nicht entschieden. Nur 1908 Bewerbern wurde in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mitgeteilt, dass ihr Antrag berechtigt war. 4569 Menschen erhielten Abschiebeschutz und mehr als 43 000 Bewerber wurden abgelehnt. Die Statistik der Herkunftsländer zeigt, dass die meisten Bewerber (7010) aus Jugoslawien kommen, gefolgt von den Ländern Irak (5767) und der Türkei (4877). Aus Afghanistan und Iran suchten mehr als 2000 Menschen hier Zuflucht, aus der Russischen Föderation, China, Syrien und Vietnam kamen jeweils mehr als tausend Menschen, aus Indien 941 Personen. Während in Deutschland immer weniger Ausländer Asyl suchen, steigt im Nachbarland Niederlande weiterhin die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen, die dort um Aufnahme bitten. Das berichtet das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge in seinen jüngsten Mitteilungen. Im vergangenen Jahr waren in den Niederlanden mehr als 5000 Minderjährige registriert worden - sie bekommen in der Regel eine zunächst auf ein Jahr befristetete Aufenthaltserlaubnis. Auch in den ersten Monaten dieses Jahres wurden pro Monat wieder etwa 500 Einsreisende registriert. Die meisten Kinder und Jugendlichen kommen aus den Ländern China, Angola, Sierra Leone und Somalia ins Nachbarland.
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