Stuttgarter Zeitung, 5.8.2000 Antalya ist bei Deutschen wieder heiß begehrt Antalya - In Antalya ist kein Zimmer mehr frei. "Bis Oktober sind wir zu 100 Prozent ausgebucht'', sagt der Geschäftsführer des Fünf-Sterne-Hotels Talya, Rezan Kulaksiz. Ähnlich sieht es in den anderen Hotels und Ferienanlagen der Tourismushochburg an der türkischen Riviera aus. Von unserer Korrespondentin SUSANNE GÜSTEN, Istanbul Zur Hochsaison ist in Antalya kein Zimmer mehr zu bekommen, sagt Kulaksiz. "Selbst die neuen Hotels sind voll.'' Nun gibt es entlang der etwa 3000 Kilometer langen Mittelmeer- und Ägäisküsten der Türkei dutzende weiterer Badeorte, in denen durchaus noch ein Plätzchen zu haben ist, doch der Trend stimmt auch dort: Die Türkei ist nach der katastrophalen Saison des vergangenen Jahres wieder in bei den Urlaubern. Das liegt nicht zuletzt an den Preisen. Die sind nämlich relativ zivil - dank des Einbruchs im Vorjahr. "1999 war ein Jahr wie ein Albtraum'', stöhnt der Istanbuler Hotelier Ayferi Ertek bei der Erinnerung an die Saison 99: Pünktlich zu den Buchungsterminen im März hatte die Terrororganisation PKK mit Anschlägen auf Tourismusorte gedroht, um sich für die Festnahme ihres Anführers Abdullah Öcalan zu revanchieren. Die Drohung saß: Leer gefegte Strände, gestrichene Charterflüge, geschlossene Hotels, bankrotte Reiseunternehmen und zehntausende arbeitslose Saisonarbeiter waren das Ergebnis, dem die Erdbebenserie vom Spätsommer die traurige Krone aufsetzte. Verzweifelt senkten viele Hoteliers und Veranstalter ihre Preise nach und nach bis unter die Selbstkosten, um wenigstens die Stromrechnungen noch begleichen zu können. Auf niedrigem Preisniveau begann deshalb in diesem Jahr die Saison in der Türkei, obwohl sich die PKK inzwischen vom bewaffneten Kampf losgesagt hat. "Wir hatten zwar mit einer Verbesserung gerechnet'', begründet Ertek diese Vorsicht. "Aber das Geschäft zog weit schneller an, als wir das erwartet hatten.'' Der Ansturm setzte bereits ein, bevor die Hochsaison richtig begonnen hatte: Allein im Mai stieg die Besucherzahl um mehr als 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, und das Ergebnis der ersten fünf Monate des Jahres überstieg das des entsprechenden Zeitraums im Jahr 1998. Zwar behaupten sich die Deutschen auch in diesem Jahr wieder als größte Besuchergruppe, doch können sie den Markt nicht mehr so stark dominieren wie vor der Krise. Obwohl im bisherigen Jahresverlauf ein Drittel mehr Deutsche in die Türkei reisten als im Vorjahreszeitraum, blieb ihre Zahl um rund zehn Prozent unter dem Ergebnis von 1998 zurück. In hellen Scharen entdecken in diesem Jahr dafür Amerikaner, Iraner, Holländer, Griechen und Polen die Türkei als Urlaubsland - und sogar die Zahl der koreanischen Touristen stieg um über 300 Prozent.
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