Frankfurter Rundschau, 7.8.2000

Zypern

Vermittlungsversuch der UN vorerst gescheitert

öhl ATHEN, 6. August. Ein weiterer Anlauf zur Lösung der Zypernfrage ist gescheitert. Der griechisch-zyprische Präsident Glafkos Klerides und der türkische Volksgruppenführer Rauf Denktasch reisten am Wochenende mit leeren Händen aus Genf ab, wo der UN-Zypernbeauftragte Alvaro de Soto seit Anfang Juli die Möglichkeiten einer Zypernlösung sondiert hatte. Zwar sollen die Gespräche am 12. September in New York fortgesetzt werden, aber sogar de Soto deutete jetzt an, es werde wohl in diesem Jahr keine Einigung mehr geben.

Tatsächlich scheinen die Verhandlungen festgefahren. Der Grund dafür ist vor allem die verhärtete Haltung der türkisch-zyprischen Delegation. Zu direkten Verhandlungen mit Klerides ist Denktasch, im Gegensatz zu früher, nicht mehr bereit. An denen will er erst teilnehmen, wenn die Inselgriechen seine Türkische Republik Nordzypern (KKTC) und ihn selbst als deren Präsidenten anerkennen. Bisher unterhält allein Ankara diplomatische Beziehungen mit der KKTC, die Denktasch 1983 im türkisch besetzten Inselnorden ausgerufen hatte.

Bei den Diskussionen um eine neue Verfassungsordnung für Zypern gab es in Genf keinerlei Annäherung. Die Inselgriechen fordern die Bildung eines aus zwei weitgehend autonomen Zonen bestehenden Bundesstaates mit einer gemeinsamen Zentralregierung, volle Bewegungs- und Niederlassungsfreiheit für alle Zyprer auf der ganzen Insel, den Abzug der türkischen Besatzungstruppen und den Beitritt Zyperns zur EU. Dagegen schlägt Denktasch einen lockeren Bund zweier unabhängiger Staaten vor, die jeweils eigene Verfassungen haben sollen. Auch an der quer durch die Insel verlaufenden Demarkationslinie und der Pufferzone will Denktasch festhalten.