Frankfurter Rundschau 8.8.2000 Israel spielt Gipfel-Pläne herunter Palästinenser berufen sich auf USA / Neuer Konflikt absehbar Von Inge Günther JERUSALEM, 7. August. Israel hat am Montag Spekulationen über einen zweiten Nahost-Friedensgipfel in Camp David herunter gespielt. Es sei "noch zu früh" zu entscheiden, ob eine neue Verhandlungsrunde auf Führungsebene Sinn mache, verlautete aus dem Regierungsbüro in West-Jerusalem. Premier Ehud Barak müsse erst Gewissheit erlangen, ob die Palästinenser zu Konzessionen bereit seien. Palästinenserchef Yassir Arafat hatte bei einem Besuch der Vereinten Arabischen Emirate geäußert, dass US-Präsident Bill Clinton die Idee eines erneuten Gipfels bereits ins Spiel gebracht habe. Auch der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat bestätigte, dass mit den Amerikanern über einen Gipfeltermin gesprochen worden sei; möglicherweise könne er bereits für den 27. August angesetzt werden. Der Autonomieratssprecher Abu Ala betonte hingegen, die Israelis müssten vor einer Festlegung mehr Flexibilität zeigen. Arafat bemühte sich während seiner andauernden Auslandsreise um die Verabredung eines arabischen Gipfeltreffens. Davon erhofft er sich Rückhalt, um mit den Israelis einen Kompromiss zu Jerusalem zu schließen. Ersatzweise wünscht Arafat zumindest die Einberufung des Jerusalem- Komitees der Arabischen Liga. Vor allem am Anspruch beider Völker - Israelis und Palästinenser - auf Souveränität über Jerusalem waren die 15-tägigen Gespräche von Camp David Ende Juli gescheitert. In Jerusalems Altstadt liegt das höchste Heiligtum der Juden, die Klagemauer, in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem drittwichtigsten Heiligtum im Islam, der Al Aksa-Moschee auf dem Tempelberg. Von dem Haram el-Scharif soll Prophet Mohammed in den Himmel aufgestiegen sein. Ein neuer Konfliktpunkt in Jerusalem drohte am Montag zu entstehen. Auf Anregung eines Rabbis aus Haifa trat der höchste Rabbiner-Rat in Israel zusammen, um über den Bau einer Synagoge auf dem Tempelberg zu beraten. Nach dem jüdischen Religionskodex sind Juden bislang dort Gebete untersagt, da der Platz, wo einst ihr Tempel stand, einem besonderen Reinheitsgebot unterliegt. Im Einklang mit den beiden israelischen Oberrabbinern ist nach herrschendem Status Quo nur Moslems die Ausübung ihrer Religion auf dem Tempelberg erlaubt. Der Rabbinerrat vertagte jetzt eine Entscheidung darüber, ob diese bisherige Regelung hinfällig sei und richtete nur ein Komitee zur weiteren Beratung ein. Der Chef des palästinensischen Orienthauses in Jerusalem, Faisal Husseini, nannte den eventuellen Synagogenbau eine "Provokation". Der Mufti von Jerusalem, Ekrima Said Sabri, warnte, dass Moslems in aller Welt nicht ruhig zusehen würden, falls Andersgläubige den Haram el-Scharif entweihten. Bei einem Zwischenfall an der israelisch-libanesischen Grenze sind laut ergänzenden Agenturangaben drei Libanesen durch Schüsse israelischer Soldaten verwundet worden. |