web de 12.08.2000 04:55
Arafat räumt fehlende Unterstützung für Unabhängigkeit ein
Bilanz seiner Reise durch 15 Länder - Kein Treffen mit Peres in Oslo - Clinton beschwört «historische Friedenschance»
Kairo/Oslo (AP)US-Präsident Bill Clinton hat erneut eine «historische Chance zur Lösung der Palästinafrage in den nächsten Monaten» beschworen. In einem Interview mit der in London erscheinenden arabischen Zeitung «Al Hajat» sagte er am Freitag, dies sei der Kern des arabisch-israelischen Konflikts, «der auf einer fairen, ehrenwerten und dauerhaften Basis gelöst werden muss.» Allerdings gebe es dabei Schwierigkeiten, die Israelis und Palästinenser nicht alleine lösen könnten, fügte er hinzu.
Der palästinensische Präsident Jassir Arafat räumte unterdessen ein, dass es keine internationale Unterstützung für eine einseitige Unabhängigkeitserklärung Palästinas gebe. Nach Gesprächen mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jens Stoltenberg und Außenminister Thorbjörn Jagland sagte er am Freitag (richtig) in Oslo, er habe von «vielen Freunden den Rat erhalten, die Ausrufung eines palästinensischen Staates zu verschieben, wie wir es wegen der israelischen Wahl taten». Ein Treffen mit dem in Oslo weilenden Kabinettminister Schimon Peres kam wegen der Verspätung von Arafats aus Moskau und Helsinki kommenden Flugzeugs nicht zu Stande.
Arafat hat in den vergangenen 18 Tagen 15 arabische und europäische Länder besucht, um den palästinensischen Standpunkt nach dem gescheiterten Gipfeltreffen in Camp David darzulegen. Er ließ offen, ob seine Autonomiebehörde angesichts der internationalen Vorbehalte gegen eine Unabhängigkeitserklärung ohne Abkommen mit Israel den eigenen Staat nach Ablauf der Verhandlungen am 13. September wie angekündig ausrufen wird. In Helsinki sagte er, diese Entscheidung obliege dem palästinensischen Zentralrat, der Ende dieses oder Anfang nächsten Monats zusammentreten werde.
Arafat sagte in Helsinki, er sei über einen Vorschlag des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak über neue Verhandlungen nicht informiert. Barak hatte am Freitag in einem Telefongespräch mit Peres angeregt, Israel, Palästina und die USA sollten jeweils einen Vertreter für Gespräche über den künftigen Status von Jerusalem bestimmen. Der Streit um diesen Punkt war der Hauptgrund für das Scheitern der Nahost-Verhandlungen von Camp David im Juli. Clinton bezeichnete in dem Zeitungsinterview die Gespräche als «revolutionär in ihren Details, ihrer Direktheit und Ehrlichkeit».
Zur umstrittenen Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem sagte Clinton, er werde das Ende des Jahres prüfen. «Es ist meine große Hoffnung, dass bis dann Israelis und Palästinenser - mit unserer Hilfe - eine Lösung für Jerusalem gefunden haben werden, die beiden gerecht wird. Dann werde ich auch in der Lage sein, eine amerikanische Botschaft in der Hauptstadt eines palästinensischen Staates einzuweihen.»