web.de, 14.08.2000 12:38
Anklage gegen mutmaßlichen PKK-Funktionär
Karlsruhe (AP) Die Bundesanwaltschaft hat beim Oberlandesgericht Koblenz Anklage gegen einen mutmaßlichen Führungsfunktionär der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) erhoben. Dem 28-jährigen Yilmaz S., einem Kurden mit türkischer Staatsbürgerschaft, wird Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, wie am Montag in Karlsruhe bekannt gegeben wurde.
Er soll von Oktober 1995 bis zu seiner Festnahme am 26. März 1996 das PKK-Gebiet Mainz geleitet haben, zu dem auch Wiesbaden, Darmstadt, Bad Kreuznach, Rüsselsheim, Dieburg und Heppenheim gehörten. Er war den Angaben zufolge für 3.000 bis 4.000 Kurden zuständig und brachte bei einer Spendenkampagne mindestens 710.000 Mark zusammen.
Damals bestand nach Angaben der Bundesanwaltschaft innerhalb der PKK eine terroristische Vereinigung, die bundesweit Brandanschläge und andere Gewaltaktionen verübte. Yilmaz S. wurde Ende März 1996 festgenommen und im Juni 1996 unter Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen, worauf er sich nach Frankreich absetzte, wo er ebenfalls als PKK-Regionsleiter fungierte. 1999 wurde er von der PKK nach Russland geschickt und war in Moskau und dann in St. Petersburg aktiv, kehrte Ende 1999 nach Deutschland zurück und stellte sich am 27. Januar den Behörden. Wegen eines Geständnisses wurde er erneut unter Auflagen von der U-Haft verschont.