Neue Zürcher Zeitung (CH), 18.08.2000
Wiedereröffnung von Bagdads Flughafen
Hoffnung auf die baldige Aufhebung des Uno-Embargos
ber. Kairo, 17. August
Der irakische Transportminister hat am Donnerstag in einer prachtvollen Zeremonie den internationalen Flughafen ausserhalb von Bagdad wiedereröffnet. Während der Festlichkeiten landete ein erstes irakisches Flugzeug, das im Westen des Landes gestartet war. Irakischen und ausländischen Pressevertretern wurde die neueingerichtete Empfangshalle gezeigt. Der Saddam International Airport war seit zehn Jahren ausser Betrieb. Als Folge der 1990 nach dem Überfall auf Kuwait gegen den Irak verhängten Uno-Sanktionen war der gesamte internationale Flugverkehr eingestellt worden. Flugzeuge, die dennoch den Irak ansteuern wollen, müssen beim Embargo- Komitee des Uno-Sicherheitsrats zuvor eine Sonderbewilligung einholen.
Vor einigen Monaten hatte das irakische Kabinett einen Kredit zur gründlichen Renovierung des in den achtziger Jahren gebauten Flughafens gebilligt. Praktisch gleichzeitig schickte Bagdad zwanzig irakische Piloten zum Training nach Malaysia. Die dreissig zur zivilen irakischen Luftflotte gehörenden Boeing-Maschinen befinden sich allerdings seit Beginn der Sanktionen teilweise ausser Landes und sind in Jordanien, Iran und Tunesien blockiert. Der Direktor der irakischen zivilen Luftfahrtgesellschaft, an-Nasry, erklärte bei der Eröffnungszeremonie, dass bereits in der kommenden Woche ein Auslandsflug aus einem befreundeten Staat erwartet werde. Im April war eine italienische Maschine mit Aktivisten der Anti-Embargo-Bewegung an Bord in Bagdad gelandet. Die Aktivisten hatten keine Sonderbewilligung eingeholt und somit die Uno-Resolutionen verletzt. Wegen der geringen Grösse des Flugzeugs sah das Uno-Sanktionskomitee von Strafmassnahmen ab.
Der irakische Verkehrsminister, Khalil, ging bei seiner Ansprache kaum auf die konkreten Gründe für die Renovierung und Wiedereröffnung des Flughafens ein. Doch gab er deutlich der Hoffnung Ausdruck, nun einem angekündigten Flugzeug aus Frankreich einen würdigen Empfang bereiten zu können und gleichzeitig der Suspendierung der Sanktionen einen Schritt näher zu kommen. Mit der Aktion «Ein Flugzeug für den Irak» plant eine Gruppe von Franzosen, bewusst das Luftverkehrsembargo zu durchbrechen, um damit auf die Sinnlosigkeit der Sanktionen und die Not der irakischen Bürger aufmerksam zu machen. Der Flug der Charter-Machine ist am 29. September vorgesehen. Daran beteiligt sind die französischen Organisationen Enfants du Monde, Droits de l'Homme und die Freundschaftsgesellschaft Frankreich-Irak. Unter den 150 Personen, die sich bis jetzt für den Flug angemeldet haben, befinden sich auch ein ehemaliger Minister, ein Erzbischof und ein pensionierter General. Die Meinung der französischen Diplomatie, wonach der geplante Flug die Uno-Resolutionen nicht verletze, wurde von an-Nasry in seiner Ansprache dankbar aufgenommen. Praktisch die Worte des stellvertretenden Sprechers des französischen Aussenministeriums wiederholend, sagte an-Nasry, dass vom Rechtsstandpunkt aus betrachtet kein Luftembargo gegen den Irak existiere.
Zusatzinformation: Besuch einer russischen Delegation
Moskau, 17. Aug. (dpa) Eine russische Regierungsdelegation unter Leitung des Ministers für Katastrophenschutz, Schoigu, will am Wochenende in den Irak reisen, um über humanitäre Hilfsmissionen und die Zusammenarbeit bei Notfällen zu sprechen. Dies meldete die Agentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf das Ministerium. Russland setzt sich seit langem für eine rasche Aufhebung der Uno-Sanktionen gegen den Irak ein. Schoigus Flug mit einer Sondermaschine nach Bagdad sei mit den Vereinten Nationen abgestimmt worden, hiess es.