dpa, 19.8.2000
Türkei feierte Nationentag
Hannover (dpa) - Die Türkei hat sich am Samstag bei ihrem Nationentag auf der Expo in Hannover präsentiert. «Wir wollen die Integration in die Europäische Union. Für Europa bedeutet die Türkei vor allem eine kulturelle Bereicherung», sagte Mesut Yilmaz, stellvertretender Premierminister der Türkei.
Unterdessen demonstrierten Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (ai) in der Innenstadt von Hannover gegen die Situation in der Türkei.
Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) sagte auf der Expo, die Deutschen und die Türken verbinde eine 100 Jahre alte Freundschaft. Er rief dazu auf, gemeinsam gegen Fremdenhass und Rassismus vorzugehen: «Der Alltag zwischen Deutschen und Türken hat nichts mit Gewalt und Ausländerfeindlichkeit zu tun.» Zwar gebe es Konflikte, aber die Aufgabe der Politik bestehe nicht darin zu lamentieren. «Wir dürfen nicht verzweifeln. Das Zusammenleben von Deutschen und Türken wird sich in die Zukunft fort tragen», sagte Gabriel.
Rund 500 Demonstranten beteiligten sich nach Polizeiangaben an einem friedlichen Protestzug von der Expo durch die Innenstadt zu einer Kundgebung vor dem türkischen Konsulat. Die deutsche ai- Generalsekretärin Barbara Lochbihler mahnte: «Wir wollen am Nationentag nicht die Schattenseiten vergessen.» Die Menschenrechtslage am Bosporus sei «weiterhin Besorgnis erregend». Etwa 1 000 Frauen und Männer bildeten laut ai außerdem eine rund einen Kilometer lange Menschenkette. Zudem hatten sich nahe des Konsulats knapp 200 Mitglieder einer kurdischen Gruppe zu einem friedlichen Protest versammelt.