Frankfurter Rundschau, 21.8.2000
Expo
Türkischer Nationentag von Protest begleitet
HANNOVER, 20. August (ap). Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz und Bundeswirtschaftsminister Werner Müller haben am Samstag, von Protesten begleitet, den Expo-Nationentag der Türkei in Hannover eröffnet. Auf der zentralen Plaza der Weltausstellung nannte Yilmaz die Expo "eine Chance für neue Visionen am Beginn eines neuen Jahrtausends". Die Türkei strebe die Integration in Europa an. Ihre Probleme hätten vor allem "mit dem schnellen sozialen Wandel zu, sind aber vorübergehender Natur".
Zu Beginn der Rede wurde ein Mann, der "Frieden und Freiheit für Kurdistan" gerufen hatte, sofort von der Polizei überwältigt und abgeführt. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben zehn Menschen des Expo-Geländes verwiesen, die sich unter die mehr als 500 Zuschauer der Eröffnung gemischt hatten und mit Transparenten auf die Situation der Kurden aufmerksam machen wollten. Amnesty International verteilte am Samstagmorgen an Expo-Eingängen Handzettel, auf denen über Menschenrechtsverletzungen in der Türkei informiert wurde. An einer Kundgebung vor dem Türkischen Kosulat in der Hannoverschen Innenstadt, zu der die Menschenrechtsorganisation aufgerufen hatte, nahmen nach Polizeiangaben 500 Demonstranten teil. Zeitgleich verlangten etwa 160 Menschen auf einer weiteren Protestkundgebung in Hannovers City Freiheit für den Kurdenführer Abdullah Öcalan und alle politischen Gefangenen in der Türkei. Alle Protestaktionen verliefen der Polizei zufolge friedlich.