Frankfurter Rundschau, 22.8.2000
VVN will die Kräfte bündeln
Antifaschisten suchen Unterstützung gegen Rechtsextreme
Von Pitt von Bebenburg
BERLIN, 21. August. Angesichts der öffentlichen Aufrufe gegen den Rechtsextremismus fordern Organisationen und Personen aus dem linken Spektrum, "antirassistische und antifaschistische Arbeit" zu fördern. In einer Zeit, da neue Bündnisse gegen Neonazis geschmiedet würden, dürften jene Initiativen nicht vergessen werden, die sich "oft schon seit Jahren" in diesem Bereich engagierten.
Mit einem entsprechenden Appell wandten sich am Montag in Berlin die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN/BdA) und das Internationale Auschwitz-Komitee an die Öffentlichkeit. Unterstützt werde das Papier unter anderem von den PDS-Politikern Gregor Gysi, Ulla Jelpke und Gaby Zimmer, von der SPD-Abgeordneten Andrea Nahles und dem Juso-Vorsitzenden Benjamin Mikfeld, von IG Metall-Vorstandsmitglied Horst Schmitt-henner, dem Sozialethiker Friedhelm Hengsbach und den Musikern Konstantin Wecker sowie Albert und Emil Mangelsdorff. VVN-Bundessprecher Werner Pfennig nannte Initiativen, deren Arbeit unterstützt werden solle. Dazu zählte er Beratungsstellen für Opfer rechter Gewalt, Publikationen wie das "Antifaschistische Infoblatt Berlin" und die Kampagne "Kein Mensch ist illegal". Gefragt sei ein Bündnis aller Kräfte. Die Politiker, die zum Kampf gegen die Ultrarechten aufriefen, müssten beim Wort genommen werden.
"Alle politisch Verantwortlichen" wurden aufgefordert, die linken Initiativen nicht zu diffamieren, "auch wenn sie politisch unbequem sein mögen". Pfennig berichtete in diesem Zusammenhang, dass die VVN eingeladen, dann aber wieder ausgeladen worden sei, als die Regierung das von ihr initiierte Bündnis für Demokratie und Toleranz vorstellte. Zudem werde die VVN nach wie vor vom Verfassungsschutz beobachtet. Der Geheimdienst bezeichnet die Organisation als "mitgliederstärksten Zusammenschluss im Spektrum des linksextremistischen ,Antifaschismus'".