Frankfurter Rundschau, 24.8.2000
Dissident gegen hohe Kaution auf freiem Fuß
TEHERAN, 23. August (dpa/ap). Der iranische Dissident Essatollah Sahabi, der im Juni nach dem Besuch einer Iran-Konferenz in Berlin inhaftiert wurde, ist wieder frei. Die amtliche Nachrichtenagentur IRNA meldete am Mittwoch, der Herausgeber des verbotenen Monatsmagazins Iran Farda (Iran von morgen) habe am Montag gegen Hinterlegung einer Kaution von 500 Millionen Rial (166 000 US-Dollar) das Gefängnis verlassen können.
Sahabi war auf Befehl des Islamischen Revolutionsgerichts im Juni wegen seiner Teilnahme an einer Iran-Konferenz der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin festgenommen und in das berüchtigte Teheraner Evin-Gefängnis eingeliefert worden. Fünf der Teilnehmer der Berliner Konferenz wurden nach Rückkehr nach Iran festgenommen, weil sie angeblich das Bild der Islamischen Republik durch ihre Haltung beschmutzt hätten. Bis auf Akbar Ganji sind alle inzwischen wieder auf Kaution frei.
Unterdessen musste sich der Geschäftsführer der Tageszeitung Hamschahri und Bürgermeister von Teheran, Mortesa Alviri, am Mittwoch vor Gericht verantworten, wie der iranische Rundfunk meldete. Was ihm vorgeworfen wird, wurde nicht bekannt. Alviri seien zwei Wochen Zeit eingeräumt worden, um sich auf seine Verteidigung vorzubereiten.