Frankfurter Rundschau 24.8.2000

Auschwitz

Frühere Häftlinge rügen Plan für Disko

WARSCHAU, 23. August (dpa). Der Internationale Auschwitz-Rat, dem ehemalige Häftlinge des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau angehören, hat am Mittwoch bestürzt auf die Baugenehmigung für eine Diskothek in Oswiecim (Auschwitz) reagiert. Er sei geschockt und verwundert, dass die Baugenehmigung ohne Absprache mit Historikern für einen Ort erteilt wurde, "der verbunden ist mit der tragischen Geschichte von Auschwitz-Birkenau", schrieb der polnische Außenminister und Vorsitzende des Rates, Wladyslaw Bartoszewski, in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung.

Der Unterhaltungsbetrieb soll in einer ehemaligen Gerberei entstehen, in der während des Zweiten Weltkriegs KZ-Häftlinge Zwangsarbeit leisten mussten.

Bartoszewski, der als junger Mann Häftling in Auschwitz war, forderte im Namen des Auschwitz-Rates, die polnische Regierung solle so schnell wie möglich eine Lösung des Problems finden.

Auch das Internationale Jugendbegegnungszentrum hatte heftig protestiert. Die Begegnungsstätte, in der vor allem deutsche und polnische Jugendliche mit Zeitzeugen diskutieren, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Diskothek.

In Auschwitz-Birkenau ermordeten die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkriegs mehr als 1,1 Millionen Menschen. Die meisten Opfer waren Juden.