Ruhr Nachrichten, 30.8.2000

Nach der Folter ist geflüchteter Kurde ein "geduldeter" Mensch

(ban) Hasan Renklitepe kam 1992 nach Deutschland. Verfolgt, verhaftet und gefoltert in Kurdistan, flüchtete der jetzt in Deutschland geduldete Asylbewerber aus der Türkei in die Freiheit. Ohne das Leben im Untergrund der Großstadt und ohne das Wanderkirchen-Asyl wäre Hasan Renklitepe längst abgeschoben worden. Abgeschoben in ein Foltergefängnis seiner "Heimat", die als Reaktion auf Flugblattaktionen nur ein Antwort kannte: Gewalt.

Das 1993 verschärfte Asylrecht macht auch Hasan Renklitepe das Leben schwer. Als politischer Flüchtling anerkannt zu werden, ist für den Kurden ein harter Kampf, den er mit den Behörden und mit der Justiz austragen muss. Schwer nachvollziehbar, wenn Alpträume, die Erinnerungen an die Folter und die Angst vor der Abschiebung als Gründe für ein Bleiberecht nicht ausreichen.

Kampf mit Behörden
Hasan Renklitepe ist im zurzeit schwebenden Verfahren vor dem Gericht ein "geduldeter" Mensch. Geduldet zu sein heißt, so lange bleiben zu dürfen, bis die Justiz in letzter Instanz die politische Verfolgung für bewiesen erklärt. Bis dahin ist es ein weiter Weg, den die Vereinigten Kirchenkreise mit dem "Politischen Nachtgebet" am kommenden Freitag in Brackel begleiten will. Das in Dortmund traditionsreiche Gebet hat mehr als symbolischen Charakter: "Wir verstehen uns als Kirche des Fremden und nehmen die politischen Interessen dieser Menschen wahr", begründet Thomas Brandt, Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises Nord-Ost, den Aufruf zum politischen Nachtgebet (Beginn 20 Uhr, ev. Kirche Brackel). Das Signal: "Es wäre schon ein großer Erfolg in Dortmund, wenn sich Kirchen und Politik zu diesem Thema mal an einen Tisch setzen würden."

"Illegalisierung"
Das Gebet soll die Betroffenen aus dem Schatten führen und der "Illegalisierung" entgegen treten. Diese vom Leiter der Migrationsberatungsstelle des Diakonischen Werks, Ludwig Karp, kritisierte "Illegalisierung" zwinge die Flüchtlinge in den Untergrund: keine Heimat, Armut und schlechte medizinische Versorgung. Auf 500 bis 1000 Menschen schätzen die Kirchenkreise die Zahl der abgetauchten Flüchtlinge in Dortmund. "Illegalisierte Menschen benötigen unsere Aufmerksamkeit. Es ist notwendig, ihre Lebenslage öffentlich zur Kenntnis zu nehmen", so Karp. Ein Teil dieser Öffentlichkeit hat in den Kirchengemeinden reagiert. "Diesen katholischen und evangelischen Christen möchte ich danken", sagt Hasan Renklitepe.