Rhein-Neckar-Zeitung, 30.8.2000
Neun illegale Einwanderer in Sava ertrunken - «Dramatische Zunahme»
Sarajevo/Genf (dpa) - Neun illegale Einwanderer aus Iran sind an der Grenze zwischen Bosnien-Herzegowina und Kroatien ertrunken. Die Gruppe habe in der Nacht versucht, den Fluss Sava zu überqueren, sagte der Sprecher der UN-Mission, Douglas Coffman, am Dienstag in Sarajevo. «Eins von zwei Booten kenterte mit etwa zehn Menschen an Bord, unter ihnen Frauen und Kinder. Ein Überlebender hat das Ufer erreicht und die Polizei informiert, dass die anderen wohl ertrunken sind», sagte Coffman.
Unterdessen erklärte die UN-Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf, die illegale Einwanderung über den Balkan nach Westeuropa habe in den vergangenen Monaten dramatisch zugenommen. Dies liege vor allem an den lockeren Visa-Bestimmungen in Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina.
Illegale Einwanderer aus China kommen laut IOM in der Regel mit einem Direktflug von Peking nach Belgrad, von wo aus sie versuchen, über Kroatien und Slowenien nach Westeuropa zu gelangen. Allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres hätten die kroatischen Behörden mehr als 10 000 illegale Ausländer aufgegriffen, hieß es.
Die meisten Iraner und Kurden aus der Türkei wählten dagegen die Fluchtroute über Bosnien-Herzegowina, das von ihnen keine Visa verlangt. Bosnien-Herzegowina sei auch wegen seiner «durchlässigen» Grenzen ein beliebtes Transitland, berichtete die IOM.
Die Polizei in Bosanski Brod sagte am Dienstag nach dem Unglück, kroatische Beamte hätten die Menschen in dem anderen Boot festgenommen. Polizeieinheiten suchten den Fluss und das Ufer ab. Der Überlebende sagte aus, die Iraner hätten Bosnien am Montag mit einem Flug aus Istanbul erreicht.
Es ist die zweite schwere Unglück mit Iranern, die auf der Durchreise nach Westeuropa sind. Der Leiter der UN-Mission, Jaques Klein, hatte zuvor erklärt, jede Woche reisten 6 000 Menschen nach Bosnien ein, die Westeuropa erreichen wollten. Sie versuchen, sich über Kroatien und dann über Italien oder Österreich durchzuschlagen.