Wiesbadener Kurier, 6.9.2000
Fall Akyüz: Studenten nicht gefragt
Der studentische Rat der Evangelischen Studentengemeinde in Mainz distanziert sich von der Entscheidung von "Pfarrern, Pröpsten und oberster Kirchenleitung der EKHN", die kurdische Familie Akyüz von einer so genannten "begleiteten Rückkehr" in die Türkei überzeugen zu wollen. Wie berichtet hatte man beschlossen, das Asyl zu beenden und die Kurden zur Rückkehr zu bewegen. Seit 21. August ist die Familie verschwunden. Monatelang, so die Studenten in einer Erklärung, habe man sich mit anderen um die Familie gekümmert, eingekauft, mit den Kindern gespielt und sie unterrichtet, Gespräche geführt, Geburtstage gefeiert und die Schwankungen zwischen Hoffnungen und Ängsten miterlebt. "In dieser Zeit sind wir über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg zu Freunden geworden.
Dass eine "begleitete Rückkehr" seitens der Kirche als einzige Möglichkeit in Betracht gezogen worden war, obwohl die Familie klar gemacht habe, dass sie unter keinen Umständen in die Türkei zurück wolle, dazu sei der ESG-Rat "weder gefragt, noch darüber informiert" worden. Erst als die Familie geflohen war, habe man davon erfahren. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von dieser Entscheidung!" betonen die Studenten.
Gleichzeitig rufen sie andere Gemeinden auf, der Familie Asyl anzubieten. Die laufenden Gerichtsverfahren drohten eingestellt zu werden, weil die Familie keine Anschrift habe. "Dies könnte nur durch ein erneutes Kirchenasyl verhindert werden."hol