Chef des türkischen Berufungsgerichts fordert neue Verfassung
Istanbul/Ankara (dpa) - Der Vorsitzende des obersten türkischen Berufungsgerichts hat sich für eine neue Verfassung ausgesprochen.
"Das türkische Volk will eine neue Verfassung", sagte Richter Sami Selcuk heute in Ankara bei der Eröffnung des neuen Justizjahres. Da man mehr als die Hälfte der nach dem Putsch entstandenen Verfassung von 1982 ändern müsse, sei es sinnvoller, gleich die ganze Verfassung zu ändern.
Außerdem forderte Selcuk die Abschaffung der Todesstrafe: "Es ist ein wissenschaftliches Thema, ob man die Todesstrafe abschafft. Man lässt auch nicht das Volk abstimmen, ob sich die Erde dreht." Die Frage der Todesstrafe sei in der Türkei spät und zu einem unglücklichen Zeitpunkt auf die Tagesordnung gekommen, sagte Selcuk.
In der Türkei fordern zahlreiche Menschen die Hinrichtung des zum Tode verurteilten Kurdenführers Abdullah Öcalan. Die Europäische Union fordert von dem EU-Kandidaten Türkei zahlreiche Reformen, darunter die Abschaffung der Todesstrafe.