Westfalenpost, 8.9.2000
Für die Menschenrechte setzt Erin Keskin ihr Leben ein
Menden. (sim) Ihr Kampf nötigt der Welt Respekt ab. Erin Keskin, Anwältin aus der Türkei, setzt sich in ihrem Heimatland für die Menschenrechte ein, für jene Rechte, die uns längst selbstverständlich geworden sind. Gestern weilte Erin Keskin zu einem Kurzbesuch in Menden.
Erin Keskin leitet den Menschenrechtsverein IHD, der sich in der Türkei nicht zuletzt für die Rechte der kurdischen Minderheit einsetzt. Rüdiger Midasch, der die Situation in der Türkei aus eigener Anschauung kennt, stellte den Kontakt zu der bekannten Bürgerrechtlerin her, vermittelte den Besuch in Menden, der vom Arbeitkreis Asyl, vom Bündnis Christen gegen Rassismus, Volkshochschule und Gleichstellungsstelle organisiert wurde. Unter den Gästen im Matthias-Claudius-Haus auch die Familie Boskan, zur Zeit im Kirchenasyl in Lendringsen.
Die engagierte Anwältin Erin Keskin berichtete von Menschenrechtsverletzungen, von Folter und Isolationshaft und zeigte auf, welch weiten Weg die Türkei noch zu gehen hat, bis die Menschenrechte umgesetzt sind.
Besonders die kurdische Bevölkerungsgruppe habe unter den Verhältnissen zu leiden. Schon wer Kurden als Kurden bezeichnet, riskiert langjährige Haftstrafen. Denn Kurden gibt es nicht in der Lesart der Herrschenden in der Türkei.
Die Bewerbung der Türkei um den Eintritt in die Europäische Union sollten die europäischen Staaten nutzen, die Einhaltung der Menschenrechte einzufordern. Grundsätzlich sei sie aber nicht gegen den Eintritt, betonte Erin Keskin.
Für die Stadt Menden begrüßte die stellvertretende Bürgermeisterin Elfriede Krisemendt den berühmten Gast. Sie überreichte einen Bildband, der die Stadt Menden vorstellt.
Erin Keskins besonderes Augenmerk gilt dem Schicksal inhaftierter Frauen. So hieß Mendens Gleichstellungsbeauftragte Brigitte Wagner Erin Keskin willkommen: "Wir sind sehr stolz, dass wir sie als Gast hier begrüßen dürfen." So empfand es auch Peter Gausepohl als Vertreter der Volkshochschule: "Ihr Besuch ehrt uns sehr."
Mit einer Sonnenblume als Geschenk drückte Brigitte Wagner ihre Solidarität aus. Seine Bewunderung für die Kollegin aus der Türkei machte der Rechtsanwalt Manuel Kabis klar, der auch das Kirchenasyl juristisch betreut: "Was Kollegen in der Türkei durchmachen, ist hier nicht vorstellbar."
Einer breiteren Öffentlichkeit stellte sich Erin Keskin am Abend im Alten Ratssaal der Stadt Menden vor.