Westfälische Rundschau, 08.09.2000
Kirchenasyl: Besra Eren wird geduldet
Unna. (nick) Erschütterung in der Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde: Das Ausländeramt Krefeld teilte jetzt mit, dass nur Besra Eren eine Duldung erteilt wird - nicht aber ihrem Mann und den fünf Kindern.
Seit nunmehr zwei Monaten lebt die kurdische Familie im Kirchenasyl. Jetzt erreichte die Kirchengemeinde ein Schreiben der zuständigen Ausländerbehörde aus Krefeld: Aufgrund der Traumatisierung Besra Erens, die in einem psychologischen Gutachten bestätigt ist, erteilt ihr die Behörde eine Duldung. Und zwar ausschließlich ihr.
"Die Mitarbeiter der Behörde machen sich keine Gedanken, was das für diese Frau bedeutet, wenn die Familie getrennt werden müsste", so Pfarrer Pagenstecher. Was würde es denn für die fünf Kinder bedeuten, "wenn der Vater mit seinen Kindern zurück in die Türkei müsste und verhaftet wird - wo bleiben die Kinder?", fragt Pfarrer Pagenstecher. Die Kommunikation mit der Ausländerbehörde gestaltete sich auch in den vergangenen Wochen äußerst schwierig: Die Behörde hat zunächst gemeint, Frau Eren "simuliere". Wörtlich heißt es in einem Schreiben an den Anwalt der Familie - "sie spiele den sterbenden Schwan". Dennoch erreichte den Rechtsbeistand ein Einzeiler: "Ich bin bereit, nur Frau Eren eine Duldung zu erteilen." Ohne jede weitere Erklärung. Allein, ihr Ehemann und die fünf Kinder sollen nach wie vor abgeschoben werden.