Frankfurter Rundschau, 12.9.2000
Haft nach Drohung gegen Asylbewerber
BERGKAMEN/BORNA, 11. September (dpa/ap). Neun Rechtsextremisten haben Bewohner eines Asylbewerberheims in Bergkamen mit Baseballschlägern bedroht und rechtsextreme Parolen skandiert. Der 39-jährige mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe kam am Sonntag wegen schweren Landfriedensbruchs in Untersuchunghaft. "Dieser Haftgrund liegt vor, wenn jemand gewalttätig gegen Menschen oder Sachen vorgehen will und eine Waffe bei sich führt", sagte Oberstaatsanwalt Heiko Oltmanns am Montag in Dortmund. Die acht weiteren Festgenommenen wurden nach einer Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt.
Die Männer im Alter von 14 bis 39 Jahren waren am Samstagabend vor dem Asylbewerberheim aufgetaucht, hatten mit Schlagwerkzeugen gedroht und Parolen gebrüllt. Sie seien alle bereits einschlägig bekannt, hieß es bei der Dortmunder Staatsanwaltschaft.
Wie die Polizeidirektion Grimma am Montag mitteilte, haben acht rechte Jugendliche in Borna bei Leipzig einen 13-Jährigen überfallen und dessen Gartenlaube zerstört, weil an der Außenwand ein Friedenszeichen zu sehen war. Den Angaben zufolge hatten die vier Mädchen und vier Jungen zwischen 13 und 16 Jahren am Sonntagabend den Jungen gefesselt und ihm ein Klebeband auf den Mund gedrückt. Anschließend zerstörten sie das Gartenhäuschen. Die Jugendlichen hätten den Jungen bereits im August das erste Mal überfallen, hieß es weiter. Als er damals auf Nachfrage erklärt habe, er sei kein Rechter, sei er geschlagen und getreten worden.
Die acht Tatverdächtigen sind auf freiem Fuß. Die Polizei rechnet sie dem rechtsextremistischen Spektrum zu.