Neue Zürcher Zeitung, 14.09.2000 Am Sitz der Uno in New York hat am Dienstag die vierte Runde der Zyperngespräche begonnen. Der Führer der Türkischzyprioten, Denktasch, besteht ebenso wie Ankara nach wie vor auf der Bildung einer Konföderation, was die griechische Seite ablehnt. So gibt es auch diesmal wenig Hoffnung auf eine Lösung des Konflikts. it. Istanbul, 13. September Noch vor dem Beginn der vierten Runde der Zyperngespräche in New York am Dienstag hatten die türkische und die griechische Seite eine Lösung des Konflikts faktisch ausgeschlossen. Der türkischzypriotische Delegationschef, Denktasch, erklärte, die Zeit für substanzielle Gespräche sei noch nicht gekommen. Substanzielle Gespräche könnten für die Inseltürken nichts anderes bedeuten als die Bildung einer Konföderation, sagte er. Dies würde freilich die Anerkennung der 1983 von Denktasch einseitig ausgerufenen «Türkischen Republik Nordzypern» voraussetzen. «Soll man die Resolutionen des Uno-Sicherheitsrates in den Abfallkorb werfen und so tun, als ob diese nie existiert hätten?» Diese Frage stellten der zypriotische Präsident und der Unterhändler der Inselgriechen, Klerides, vor der Uno-Generalversammlung Anfang September. Entsprechend den Uno-Resolutionen soll auf der Mittelmeerinsel ein aus zwei Zonen bestehender Bundesstaat entstehen und nicht, wie das Denktasch fordert, eine Konföderation zweier Staaten. Seit dem Einmarsch türkischer Truppen 1974 in Zypern und der Teilung der Mittelmeerinsel in einen türkischen Norden und einen griechischen Süden gilt Zypern als «Friedhof für Berufsdiplomaten». In den letzten zwei Jahrzehnten hat die Uno unzählige Vermittler auf die Insel geschickt, die alle unverrichteter Dinge wieder heimkehren mussten. Zahllose Resolutionen der Uno blieben unbeachtet, und Dutzende von internationalen Initiativen zur Lösung des Konflikts endeten mit einem Misserfolg. Die jüngste Initiative der Uno geht vor allem auf den amerikanischen Präsidenten Clinton zurück. Die vierte Gesprächsrunde, die am Dienstag in New York begonnen hat, soll gemäss den Vorstellungen der Diplomaten so lange dauern, bis eine Lösung gefunden wird. Am Rande des Millennium-Gipfels der Uno hat Präsident Clinton dem türkischen Staatsoberhaupt Ahmet Necdet Sezer zu verstehen gegeben, dass die USA in der Zypernfrage nun einen «wirklichen Fortschritt» erwarten. Dasselbe unterstrich auch der Uno-Generalsekretär Kofi Annan. Die Uno sei der Meinung, dass es an der Zeit «für substanzielle Gespräche über Kernfragen» sei, sagte er an einer Pressekonferenz. In Ankara ist man in dieser Frage jedoch pessimistisch. Nur einen Tag vor dem Beginn der Gespräche hat der türkische Regierungschef Bülent Ecevit erklärt, dass keine ernsthafte Lösung erwartet werden dürfe, solange die «Realität der zwei unabhängigen Staaten auf Zypern» ignoriert werde. Ecevit gilt in der Zypernfrage als Falke. Er hatte 1974 den Befehl für den Einmarsch der türkischen Truppen gegeben und ist seither überzeugt, dass die lediglich von Ankara anerkannte «Türkische Republik Nordzypern» für die Sicherheit der Türkei von strategischer Bedeutung sei. Einen Abzug der türkischen Armee aus Zypern oder die Wiedervereinigung des türkischen mit dem griechischen Teil der Insel lehnt er ab. Kurz bevor Denktasch nach New York abreiste, demonstrierten erneut mehrere tausend Inseltürken entlang der grünen Linie, welche die zypriotische Hauptstadt Nikosia in zwei Teile trennt. Sie forderten Denktasch zum Rücktritt auf. «Frieden mit den Inselgriechen», lautete ihr Slogan.
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