web de 15.09.2000 19:58 Israelis und Palästinenser zu Jerusalem-Kompromiss aufgefordert US-Botschafter Indyk für geteilte Verantwortung über Heilige Stadt - Saudi-Arabien gegen Kompromiss - Albright und Ross führen getrennte Gespräche mit beiden Seiten New York/Jerusalem (AP)Vor dem Hintergrund der neu aufgenommenen Bemühungen der USA um eine endgültige Friedensregelung zwischen Israelis und Palästinensern hat der amerikanische Botschafter in Tel Aviv, Martin Indyk, beide Seiten zu einem Kompromiss in der strittigen Jerusalem-Frage aufgefordert. Palästinenser und Israelis sollten sich die Verantwortung über die Stadt und ihre Heiligen Stätten teilen, sagte Indyk am Donnerstag in Jerusalem. «Es gibt keine andere Lösung. Es ist und kann nicht das exklusive Recht einer Religion allein sein», erklärte der US-Diplomat. Ob Indyk, der sich bereits mehrmals als Befürworter israelischer Konzessionen an die Palästinenser hervorgetan hat, damit den Anspruch der Palästinenser auf die Souveränität über Ostjerusalem mit den islamischen Heiligtümern unterstützen wollte, war zunächst nicht klar. Unter Beobachtern in Washington und Jerusalem wurden seine Äußerungen eher als eine Unterstützung des Rufes der US-Regierung nach einer Kompromisslösung verstanden. Der palästinensische Präsident Jassir Arafat verlangt die volle Souveränität über Ostjerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina, während der israelische Ministerpräsident Ehud Barak eine erneute Teilung der Stadt ablehnt. US-Außenministerin Madeleine Albright traf sich unterdessen in New York mit der palästinensischen Delegation und mit dem amtierenden israelischen Außenminister Schlomo Ben Ami. Auch Sondervermittler Dennis Ross kam mit Vertretern beider Seiten zusammen. Ben Ami erklärte, innerhalb von zehn bis 14 Tagen werde sich zeigen, ob «es eine Grundlage für ein Abkommen gibt oder es unmöglich ist, eine Einigung zu erzielen». US-Präsident Bill Clinton sagte gegenüber Reportern in Washington, er erwarte keinen unmittelbaren Durchbruch bei den Bemühungen um ein israelisch-palästinensisches Abkommen. Man müsse abwarten, sagte der Präsident. Die Beteiligten wüssten, dass sie sich in einem engen Zeitrahmen bewegten. Die Verhandlungen sind wegen tief greifender Meinungsverschiedenheiten in der Jerusalem-Frage ins Stocken geraten. Albright nannte diesen Punkt am Donnerstag «das heikelste Thema». Saudi-Arabien rief Arafat dazu auf, bezüglich Jerusalem keine Kompromisse einzugehen. Kronprinz Abdullah sagte bei einer Rede vor den Führern arabisch-amerikanischer und islamischer Organisationen in New York, dieser Punkt sei für alle Moslems wichtig, daher gebe es keinen Spielraum für einen Kompromiss.
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