Bonner Rundschau, 17.09.00 Unicef-Aktion "Stoppt Kleinwaffen" Kalaschnikows in Kinderhänden "Früher brauchte man Panzer und Kanonen, um ein Land zu verwüsten. Heute reichen Kinder und Kalaschnikows." Diese bittere Bilanz zog Unicef-Botschafter Peter Ustinov vor wenigen Tagen in Berlin bei der Vorstellung der diesjährigen Unicef-Aktion zum Weltkindertag am 20. September. "Stoppt Kleinwaffen", heißt das Motto, das an den Umstand erinnern soll, dass in zahlreichen Kriegsregionen Kinder als Soldaten missbraucht werden. Experten schätzen, dass seit Ende des Kalten Krieges weltweit circa 500 Millionen dieser Waffen (u.a. Maschinenpistolen und leichte Maschinengewehre) in Umlauf sind; die meisten stammen aus der Zeit des Ost-West-Konflikts, als beide Seiten die Armeen ihrer befreundeten Staaten aufgerüstet haben. Besonders verbreitet sind die Sturmgewehre; so sind vermutlich um die 70 Millionen russische AK-47 und zehn Millionen deutsche G-3-Gewehre im Einsatz, die damals in Linzenz in 18 Staaten hergestellt wurden, etwa der Türkei, Burma, Iran, Pakistan und Saudi Arabien. Bundesregierung soll Vorreiter sein Laut Unicef-Angaben sterben derzeit 90 Prozent aller Kriegsopfer durch den Einsatz von Kleinwaffen - rund drei Millionen in den letzten Jahren. Aufgrund ihrer "Handlichkeit" sind sie auch die "idealen" Kampfmittel für Kinder in Krisenregionen. Aufgeputscht durch Drohungen, Drogen und Hass, werden schon Achtjährige mit der Kalaschnikow zu gnadenlosen Kämpfern, die auch nach dem Krieg kaum mehr in eine "normale" Gesellschaft zu integrieren sind. Ihr Alltag ist von Gewalt geprägt, die für sie zur einzig möglichen Konfliktlösung wird; fast zwangsläufig rutschen sie später in die Kriminalität ab. "Kleinwaffen gehören nicht in Kinderhände", appelliert Unicef-Botschafterin Sabine Christiansen. "Wir brauchen ein weltweites Abkommen, das die Produktion von Kleinwaffen und den Waffenhandel streng kontrolliert." Unicef ruft die Bundesregierung dazu auf, eine internationale Vorreiterrolle dabei zu übernehmen. Bei der UN-Konferenz zum illegalen Handel mit Kleinwaffen 2001 soll sich Berlin dafür einsetzen, dass private Waffenhändler ("arms broker") ihre Geschäfte offen legen müssen und überschüssige Waffen weltweit eingesammelt und vernichtet werden. Obwohl die USA eines der schärfsten Kontrollsysteme haben, exportierte die amerikanische Rüstungsindustrie 1998 Kleinwaffen und Munition im Wert von 478 Millionen Dollar in 124 Länder. Davon wurden 30 in einen Krieg verwickelt. Unicef listet weitere Lieferanten auf: Österreich verkaufte 1996 rund 40 000 Sturmgewehre an einen Schweizer, der sie an afrikanische Staaten weiter verkaufte. In Albanien gerieten während der Unruhen 1997 über 500 000 Kleinwaffen aus Kasernen in Privathände. Viele davon kamen im Kosovo-Krieg zum Einsatz. Infos im Internet unter www.unicef.de
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