Die Presse (A), 16.9.2000 Griechische Zyprioten gegen "Gleichheit" der Türken Krise bei den Zypern-Verhandlungen in New York wegen einer umstrittenen Erklärung des UN-Generalsekretärs Kofi Annan. Von unserem Korrespondenten Christian Gonsa ATHEN. Offene Krise bei der vierten Runde der Zypern-Verhandlungen in New York: Zyperns Präsident Glafkos Klerides, Vertreter der griechischen Zyprioten, weigerte sich am Freitag, die Gespräche aufzunehmen, seine Delegation drohte mit der Abreise. Anlaß für den Zorn der Griechen war eine Erklärung von UN-Generalsekretär Kofi Annan am Mittwoch zum Auftakt der indirekt geführten Verhandlungen zwischen den Griechen und den Türken der geteilten Insel: Er sprach davon, daß die "Gleichheit" der beiden Parteien garantiert werden müsse, und zwar nicht nur am Verhandlungstisch, sondern auch im Schlußdokument einer endgültigen Lösung des Zypernproblems. Die Griechen faßten das als indirekte Anerkennung des Nordteils der Insel auf, der seit 1974 von türkischen Truppen besetzt ist. Die "Türkische Republik Nordzypern" wird international nicht anerkannt und ist einem Handelsembargo unterworfen. Klerides war in Begleitung von griechisch-zypriotischen Parteienvertretern angereist. Nach fieberhaften Beratungen auf griechischer Seite forderte Klerides vom UN-Generalsekretär schriftliche Garantien, daß keine Anerkennung des türkischen Nordens beabsichtigt werde und daß die UNO weiter die Formel einer bizonalen und bikommunalen Föderation mit einheitlicher Souveränität akzeptiere. Erst dann wollte er wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Von US-Seite wurde inzwischen klargestellt, man wolle dem Konzept der einheitlichen Souveränität für die Insel treu bleiben. Türkenführer Rauf Denktasch fordert eine Konföderation der beiden Inselteile, das heißt einen Zusammenschluß zweier prinzipiell souveräner Staaten. Seit Dezember des Vorjahres wird wieder verhandelt, greifbare Fortschritte konnten in den bisher drei Gesprächsrunden allerdings nicht erzielt werden. Zypern bleibt bis auf weiteres eines der ungelösten Probleme der Weltpolitik.
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