Tagblatt (CH), 16.9.2000 Saddam «provoziert» erneut US-Luftwaffe bombardiert irakische Radaranlage Mit der Bombardierung einer irakischen Radaranlage hat die US-Luftwaffe in der Nacht auf gestern auf eine Serie irakischer Provokationen reagiert. Michael Wrase/Limassol Das Pentagon begründete den Angriff mit der mehrfachen irakischen Missachtung der Flugverbotszone am vergangenen 4. September. Irakische MIGs seien sogar in den saudiarabischen Luftraum eingedrungen. Mit dieser «offensichtlichen Provokation» habe Saddam Hussein die «Schmerzgrenze der amerikanischen Golfstreitkräfte testen» wollen, schrieb die «New York Times» am Donnerstag. Die Zeitung berief sich auf Pentagon-Erkenntnisse, wonach die «Provokationen» gut vorbereitet waren: In Erwartung möglicher Vergeltungsschläge habe Iraks Luftwaffe ihre Flugzeuge auf das ganze Land verteilt. Die USA hätten damals jedoch auf Vergeltung verzichtet, um während des Millennium-Gipfels Spannungen im UNO-Sicherheitsrat zu vermeiden. Russland, China und Frankreich wollen die vor zehn Jahren gegen Irak verhängten Sanktionen beenden, die USA und Grossbritannien wollen sie aufrechterhalten. Am Donnerstag hatte Bagdads Ölminister Amer Rashid dann Kuwait vorgeworfen, es versuche an der gemeinsamen Grenze die unterirdischen Reserven des Iraks anzuzapfen. Ähnliche Anschuldigungen leiteten im Sommer 1990 den Überfall auf Kuwait ein. Kuwaitische Zeitungen spekulieren, die Vorwürfe könnten mit der angeblichen Krebserkrankung Saddam Husseins zusammenhängen. Der Diktator habe nichts mehr zu verlieren und beginne deshalb wild um sich zu schlagen.
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