HANDELSBLATT, 16.9.2000 Thema beim G-7-Gipfel Der Ölpreis geht weiter in die Höhe Politische Spannungen zwischen den beiden Exportländern Kuwait und Irak sowie Warnungen vor einem Hurrikan, der in den nächsten drei Tagen den Golf von Mexiko erreichen könnte, haben die Ölpreise am Freitagnachmittag (MESZ) weiter ansteigen lassen. Reuters LONDON. Während US-Präsident Bill Clinton die Ölpreise nicht als kurz- und mittelfristiges Risiko für die US-Konjunktur sah, warnte das US-Arbeitsministerium vor den Auswirkungen auf die Verbraucherpreise im September. Einem Zeitungsericht zufolge planen die G7-Staaten eine gemeinsame Initiative zur Senkung der Ölpreise. Ein Barrel (159 Liter) der führenden Nordseemarke Brent zur Lieferung im Oktober kostete gegen 19.05 Uhr MESZ 33,76 $ und damit 1,47 $ mehr als zum Vortagesschluss. Der Preis für ein Barrel der führenden US-Marke WTI stieg zuletzt um 1,52 $ auf 35,59 $. Die Spannungen am Golf waren am Donnerstag durch Beschuldigungen des Irak ausgelöst worden, Kuwait habe irakisches Erdöl gestohlen. Zugleich drohte Irak dem Nachbarstaat mit nicht näher bezeichneten Maßnahmen. Die amtliche irakische Nachrichtenagentur zitierte Ölminister Amir Muhammed Raschid mit den Worten, Kuwait versuche, in Ölfeldern an der Grenze die unterirdischen Reserven Iraks anzuzapfen. Sein Land werde "geeignete Schritte" gegen Kuwait einleiten. "Wir haben nichts gestohlen" Kuwaits Außenminister Scheich Sabah el Ahmad el Sabah wies den Vorwurf zurück: "Wir haben nichts gestohlen". Was man vom eigenen Land nehme, könne kein Diebstahl sein. Ähnliche Anschuldigungen gegen Kuwait waren vor zehn Jahren Anlass für den irakischen Überfall auf Kuwait am 2. August 1990. Die irakischen Truppen wurden damals von einer US-geführten Allianz 1991 wieder aus Kuwait vertrieben. US-Außenministerin Madeleine Albright warnte Irak, im Falle einer Bedrohung Kuwaits würden die USA die im Golf stationierten Streitkräfte für eine Vergeltung einsetzen. Das National Hurricane Centre der USA warnte unterdessen, es gehe davon aus, dass ein tropischer Sturm über der Halbinsel Yucatan sich in den südlichen Teil des Golfs von Mexiko bewege und innerhalb von drei Tagen zum Hurrikan auswachse. Im Golf von Mexiko und den angrenzenden Gebieten befinden sich zahlreiche Ölförder- und Lagereinrichtungen sowie Raffinerien im Küstenstreifen der USA. Clinton erwartet keine negativen Auswirkungen auf US-Konjunktur US-Präsident Bill Clinton sagte am Freitag vor amerikanischen Journalisten, er rechne nicht damit, dass sich die Ölpreise kurz- oder mittelfristig negativ auf das Wirtschaftswachstum in den USA niederschlagen würden. Die US-Konjunktur sei in den letzten 25 Jahren weniger energieabhängig geworden. "Deshalb haben wir den Anstieg der Ölpreise auch besser verkraftet als wir das zuvor getan haben", sagte Clinton. Das US-Arbeitsministerium, das am Freitag Nachmittag die Verbraucherpreise für August bekannt gegeben hatte, warnte dagegen, der Verbraucherpreisindex für den Monat September werde auf Grund der Ölpreisentwicklung "deutlich schlechter" ausfallen. Im August war die Teuerungsrate weniger als erwartet gestiegen. Sie lag den Angaben des Ministeriums zufolge um 0,1 % gegenüber dem Vormonat. Volkswirte hatten mit einem Anstieg von 0,2 % gerechnet. Auch für die Siebenergruppe der führenden Industrienationen (G-7) ist der Anstieg der Ölpreise einem Zeitungsbericht zufolge bei ihrem Treffen am 23. September ein wichtiges Thema. Die "Financial Times Deutschland" berichtete am Freitag ohne Angabe von Quellen, die G-7 planten eine Initiative zur Senkung des hohen Ölpreises. Die G-7-Finanzminister wollten spätestens bei ihrem Treffen in Prag eine Erklärung zu den Energiekosten abgeben. In einer Protestnote, die auf eine britische Initiative zurückgehe, sollten die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) aufgefordert werden, für eine Senkung der Preise zu sorgen.
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