Sächsische Zeitung, 19.09.2000 Eine ganze Wand voller Blumen Nach langer Odyssee bekommt irakische Flüchtlingsfamilie eine Wohnung in Bischofswerda Von Angela Geisler Schon mehrfach berichtete SZ vom Schicksal einer irakischen Frau, die schon schwanger und mit drei Kindern aus Angst vor Verfolgung aus ihrem eigenen Land flüchtete. Besonders viel Hilfe bekam und bekommt sie von Gisela Jonas aus Demitz-Thumitz. Geschafft, aber erleichtert sitzen Maha Hussein und Gisela Jonas in der neuen Wohnung in Bischofswerda. Gerade haben sie den Schlüssel für das Zimmer im Asylbewerberheim in Seeligstadt abgegeben. Maha ist froh, dass sie dieses Kapitel nun hinter sich lassen kann. Trotzdem fiel ihr der Umzug am Freitag gar nicht so leicht, Angst machte sich in ihr breit. Im Heim war sie von Ausländern umgeben, die ihr einen gewissen Schutz boten. Von nun ab steht sie auf eigenen Füßen, ist auf sich alleine gestellt. Aber die ersten Tage in der Wohnung haben ihr etwas von der Angst genommen. "Die Kinder und ich können hier sehr gut schlafen. Es ist sehr ruhig", sagt sie und ihre Augen bekommen einen warmen Glanz. Im Heim waren die Nächte oft durch laute Musik gestört. "Das Schlafzimmer haben wir komplett von der Pfarrersfamilie Köhler aus Gorisch bekommen", fügt Gisela Jonas hinzu. Sehr hilfsbereit bei der Ausstattung der Wohnung zeigte sich auch das Möbelhaus Kühn in Bischofswerda. Noch sieht in den vier Zimmern der 74 Quadratmeter großen Wohnung alles nach Umzug aus. Rolf, der Mann von Gisela Jonas, hat schon das Schlafzimmer sowie die beiden Kinderzimmer tapeziert. Der Hausmeister hat den Elektroherd angeschlossen. So lässt es sich erst einmal aushalten. "Wir hätten die Wohnung vorgerichtet von der Wohnungswirtschaft bekommen können. Aber da hätten wir noch mal vier Wochen warten müssen", erklärt Gisela Jonas. Jetzt wollen sie noch einmal ranklotzen, damit möglichst noch in dieser Woche auch die beiden letzten Zimmer fertig werden. Noch fehlen aber ein Kühlschrank und eine Waschmaschine sowie viele Kleinigkeiten. "Vor allem Decken und Gardinen können wir noch gebrauchen", sagt Gisela Jonas. Die hilfsbereite Frau aus Demitz-Thumitz schüttelt nur den Kopf, wenn sie an die viele Bürokratie der letzten Wochen denkt. Sie hätte sich mal einen Zettel gewünscht, auf dem steht, wo es für wen welche Hilfe gibt. Und noch ist nicht alles geschafft. Sie möchte noch helfen, einen Schulplatz für die 16-jährige Karin sowie Kindergartenplätze für die beiden Mädchen Tomara und Suraya, zwei und vier Jahre alt, zu finden. Auch wenn es in der Wohnung noch viel, viel Arbeit gibt, träumt Maha schon von einer ganzen Wand voller Blumen, die sie so sehr liebt. "Ich hoffe, dass sie sich nun einleben kann", sagt Gisela Jonas. Wer helfen möchte, kann sich an die SZ-Lokalredaktion Bischofswerda, Kamenzer Straße 5, Tel. (03594) 77 63 51 10 wenden.
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