web.de 24.09.2000 10:44 Russisches Passagierflugzeug landet in Bagdad Vorstoß gegen Irak-Sanktionen - Scharfe Kritik aus USA und Großbritannien Bagdad (AP) Nach Frankreich hat auch Russland am Wochenende ein Passagierflugzeug ohne Einverständnis der UN nach Irak geschickt. Die Maschine mit 143 Passagieren und fünf Tonnen Fracht an Bord landete am Samstag auf dem Flughafen von Bagdad, wo sie von ranghohen Vertretern der irakischen Regierung empfangen wurde. Bei den Passagieren handelte es sich vorwiegend um Geschäftsleute sowie um Künstler und Sportler. Die USA und Großbritannien kritisierten den Vorstoß Frankreichs und Russlands zur Lockerung der Sanktionen gegen Irak scharf. Irak wertete die Flüge als Zeichen dafür, dass Amerikaner und Briten mit ihrem Versuch, das Land zu isolieren, gescheitert seien. «Irak ist sehr wichtig. Keiner kann ein Land mit solchen Potentialen ignorieren», sagte Abdulrassak el Haschemi, ein Mitglied der regierenden Baath-Partei. Die Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Irak bestehen seit 1990. Weder Russland noch Frankreich hatten für ihre Flüge eine Genehmigung des UN-Sanktionsausschusses. Vor den beiden Flügen war seit einem Jahrzehnt keine Maschine mehr in Bagdad ohne UN-Genehmigung gelandet. «Wir hoffen, dass sich dies nicht wiederholt», sagte der stellvertretende amerikanische UN-Botschafter James Cunningham zum Flug der französischen Maschine, die am Freitag mit Ärzten, Sportlern und Schriftstellern in Irak gelandet war. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Richard Boucher, sprach von einer «eklatanten Verletzung» der Sanktionen und eingespielter UN-Verfahren. Der britische UN-Botschafter Jeremy Greenstock sagte zum Vorstoß Frankreichs: «Die Londoner Reaktion ist eine der Überraschung und des Bedauerns.» Moskau betonte, der Flug vom Samstag habe humanitäre Zwecke erfüllt und bedürfe daher keiner Erlaubnis durch die UN. Bei der Fracht handelte es sich um medizinische Versorgungsgüter. Der stellvertretende russische UN-Botschafter Gennadi Gatilow erklärte, seine Regierung habe den Sanktionsausschuss über den geplanten Flug unterrichtet, sich jedoch nicht um eine Genehmigung bemüht. Russland erhofft sich von einer Lockerung der Sanktionen den Abschluss von Verträgen zur Öllieferung und die Rückzahlung von Schulden durch Bagdad. Frankreich macht geltend, dass die Sanktionen hauptsächlich der Zivilbevölkerung schaden. Von den ständigen Mitgliedern im UN-Sicherheitsrat befürwortet neben Frankreich und Russland auch China eine Lockerung der Strafmaßnahmen.
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