Südkurier, 28.9.2000 Kirchenasyl bald beendet? Verwaltungsgericht entscheidet erneut gegen Kurdenfamilie Furtwangen (flu) Das Verwaltungsgericht Freiburg hat die Klage der seit zwei Jahren im Furtwanger Don-Bosco-Heim Kirchenasyl genießenden, fünfköpfigen Kurdenfamilie Sakiz gegen die ihr drohende Abschiebung abgewiesen. Dem 35 Jahre alten Familienvater droht nach Überzeugung seiner Helfer auch wegen seiner Zugehörigkeit zu der alewitischen Minderheit in der Türkei Verfolgung und Folter. Anderer Ansicht sind die Verwaltungsrichter. Bereits 1998 hatten sie die gegen die Ablehnung des Asyls eingereichte Klage des Kurden abgewiesen. Allzu widersprüchlich erschienen den Richtern die Angaben von Ali Sakiz, der über Folterungen in der Türkei sprach. Auch die Anträge auf vorläufigen Rechtsschutz lehnten sie wegen ihrer Meinung nach unglaubwürdiger Angaben dazu ab. Aus humanitären Gründen gewährten in Furtwangen darauf die katholische, die evangelische und die altkatholische Kirche der Familie Kirchenasyl. Derartige Einmütigkeit erregte bundesweites Medieninteresse. Der bekannte Tübinger Rhetorik-Professor und Schriftsteller Walter Jens kam zur Unterstützung eigens in die Uhrenstadt. Eben dieses Medieninteresse ist einer der nun im "Folgeverfahren" von der Kurdenfamilie vorgebrachten neuen Umstände, die allein das von ihnen angestrebte "Wiederaufgreifen" des Asylverfahrens hätten rechtfertigen können. Das Gericht geht zwar wegen der bundesweiten Veröffentlichungen davon aus, dass das Kirchenasyl den türkischen Sicherheitsbehörden bekannt geworden ist. Alle "Erkenntnisquellen" sprächen aber dafür, dass nach einer Abschiebung nur Türken gefährdet sind, die sich explizit für die "kurdische Sache" einsetzen. Die drei Furtwanger Kirchengemeinden wollen sich nun überlegen, wie lange sie noch Kirchenasyl gewähren.
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