Aachener Nachrichten, 29.9.2000 Rettender Strohalm für Kurden Härtefallkommission hat noch eine Chance Aachen (dd/an-o). "Wie einen Schwerverbrecher hat man Hüssein abgeführt", erzählt die Flüchtlingsbeauftragte des Bistums Aachen, Andrea Genten. Sie ist erschüttert, wie die anderen Freunde, die gestern gemeinsam stundenlang auf den Fluren des Gerichtes warteten. "Hüssein ist von der Straße aus weg verhaftet worden, wir hatten noch nicht einmal Gelegenheit, ihn mit dem Nötigsten zu versorgen". Gentens Stimme zittert, während sie dies sagt. Ganz kurz bekamen die Wartenden Calhan zu Gesicht, "als er im Abschiebewagen saß." Und der sei von zwei Polizeiautos begleitet worden. Ein großes Aufgebot des Justizwachpersonals habe jeglichen Kontakt mit dem Mitglied des Aachener Kirchenwanderasyls verhindert. Brief an OB Linden Noch am Donnerstagmorgen hatte sich Gerhard Diefenbach, Vorsitzender des Aachener Friedenspreises, schriftlich an OB Jürgen Linden, Rechtsdezernent Friedel Erlenkämper und den Ordnungsamtschef Franz Josef Wüller gewandt und bat eindringlich "alles in Ihrer Macht stehende zu tun, um eine Abschiebung zu verhindern." Diefenbach verwies darauf, dass Calhan zu der Gruppe von Kurden gehört, die im vergangenen Jahr den Aachener Friedenspreis bekamen. Da aber wusste Diefenbach noch nicht, dass die Stadt selbst die Abschiebehaft gegen den 27-Jährigen beantragt hatte. OB Linden zu den "Nachrichten": "Die Rechtslage ist eindeutig. Alleine die Härtefallkommission der Stadt kann sich damit noch befassen." Dieses Gremium ist für kommenden Montag, 14 Uhr, nach Auskunft von Ratsfrau Hilde Scheidt einberufen. Ihm gehören Scheidt (Grüne), Bernhardine Lüke (CDU), Rosa Höller-Radtke (SPD) und Wilhelm Helg (FDP) und Vertreter der Verwaltung an. Scheidt: "Vielleicht finden wir ja einen Strohhalm, an dem sich Hüssein Calhan klammern kann." Und verweist darauf, dass das Gremium nur Empfehlungen abgeben kann. Regionaldekan Hans-Georg Schornstein zu den "Nachrichten": "Das darf doch nicht wahr sein. Hüssein drohen in der Türkei Folter und Tod." Von Seiten der Stadt wurden keine weiteren Erklärungen abgegeben. "Herr Dr. Linden ist auf einer wahnsinnig wichtigen Veranstaltung", erklärt Rita Klösges vom Stadtpresseamt die städtische Abstinenz.
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