taz Berlin 30.9.2000 Ausintegriert Am Dienstagmorgen wurde eine tamilische Familie mit ihren beiden Kindern nach Sri Lanka abgeschoben Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit, meinen die Mitarbeiter des Moabiter Kinder- und Schülerladens Sagaland. An den Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses und die Ausländerbeauftragte Barbara John haben sie deshalb appelliert, sich für die tamilische Famile Jeyanthan einzusetzen. Doch der Protest kam zu spät. Die Familie, darunter der achtjährige Brinthaven sowie der fünfjährige, in Berlin geborene Janusen, war bereits via Moskau noch Colombo abgeschoben worden. Für die Mitarbeiter im Schülerladen war die tamilische Familie ein Beispiel gelungener Integration. So hätten die beiden 40-jährigen Eltern die Arbeit des Ladens in der Quitzowstraße tatkräftig unterstützt. Und auch die Kinder hätten Erfolg gehabt. Beide besuchten bis Montag die Kurt-Tucholsky-Grundschule. Die Integration hatte nur einen Haken. Die Jeyanthans kamen als Flüchtlinge nach Berlin, und ihr Asylantrag war ebenso abgelehnt worden wie ihr im vergangenen Jahr eingebrachter Antrag auf Anerkennung nach der neuen "Altfallregelung". Zwar war die Familie noch vor dem in der "Altfallregelung" genannten Stichtag am 1. Juli 1993 nach Berlin eingereist. Dennoch versagte die Ausländerbehörde einen sicheren Aufenthaltsstatus, wie er seit Herbst letzten Jahres für die "Altfälle" abgelehnter Asylbewerber möglich ist. Der Grund: Die Familie hatte die Pässe nicht, wie verlangt, bei der Behörde deponiert. "Da wurden sie von ihrem Anwalt falsch beraten", sagt ein Mitarbeiter von Sagaland. Viele andere Bedingungen, die in der neuen Regelung verlangt werden, hatte die Familie dagegen erfüllt, darunter auch die Erwerbstätigkeit des Vaters. Nichts zu machen, heißt es auch aus dem Büro der Ausländerbeaufragten. Einen Tag vor der Abschiebung habe das Verwaltungsgericht den Ablehnungsbescheid der Ausländerbehörde bestätigt. Die Abschiebung war also rechtens. Das wissen auch die Mitarbeiter des Kinderladens. Dennoch betonen sie, dass ihnen angesichts der zurzeit stattfindenden Kampagnen gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus jegliches Verständnis für die Abschiebung fehle. WERA
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