Westdeutsche Zeitung u.a. online, 1.10.2000 Wirtschaftsminister Müller zu Spitzengesprächen in Iran Berlin (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) ist am Sonntag mit Vertretern deutscher Unternehmen und Verbände in den Iran gereist. Während des dreitägigen Besuchs in Teheran ist unter anderem ein Treffen mit Staatspräsident Mohammed Chatami vorgesehen. Ferner sind Gespräche mit dem iranischen Zentralbankchef sowie mit den Ministern für Energie, Öl und Wirtschaft geplant. Mit dem ersten Iran-Besuch eines deutschen Wirtschaftsministers seit 1991 sollen die zuletzt zurückgegangenen Wirtschaftsbeziehungen wieder verstärkt werden. Deutschland ist traditionell der wichtigste Handelspartner Irans. Deutsche Unternehmen versprechen sich von der Reise Müllers größere Anschlussaufträge. Die Reformkräfte im Iran wollen das OPEC-Land stärker für westliche Firmen öffnen. Chatami hatte während seines Deutschlandbesuches im Sommer deutsche Unternehmen zu verstärkten Investitionen in seinem Land aufgefordert. Der deutsch-iranische Handel ist in den vergangenen Jahren merklich zurückgegangen. Noch 1992 belief sich das Gesamtvolumen der Ein- und Ausfuhren auf über neun Milliarden DM. 1999 sackte es mit etwa 3,1 Milliarden DM auf den niedrigsten Wert. Der Außenhandel verzeichnet seit Jahren einen Überschuss deutscher Exporte. Deutsche Exporte erreichten 1992 mit acht Milliarden DM den Spitzenwert. In den Folgejahren drosselte Iran die Importe auf Grund fehlender Devisen und hoher Schuldenzahlungen erheblich. Deutschland exportiert vor allem Maschinen, elektrotechnische und chemische Erzeugnisse sowie Kraftfahrzeuge. Auch wenn Handelsvertreter sich einen erleichterten Zugang zum iranischen Markt erhoffen, sind größere Vertragsabschlüsse nicht zu erwarten. Profitieren würden von intensiveren Beziehungen vor allem die deutschen Anlagenbauer für die Petrochemie, den Umweltbereich, die Infrastruktur und die Telekommunikation. Die Iraner pochen auf mehr Ausfuhren. Allerdings gilt die Angebotspalette als zu eng. So werden aus dem Iran vor allem Rohöl, Teppiche sowie Südfrüchte geliefert. Wiederbelebt werden soll auch die gemeinsame Wirtschaftskommission beider Länder, die seit 1991 nicht mehr getagt hat. Erörtert werden ferner «aufgestaute Problemfälle» wie die Besteuerung deutscher Firmen sowie ein neuer Vertrag zum Schutz von Investitionen. Ein Thema wird zudem die Entwicklung der Ölpreise sein. Iran verfügt mit 113 Milliarden Barrel über das viertgrößte Öl- Reservoir weltweit. Angesichts der gestiegenen Ölpreise gilt der Staat wieder als liquide. Der Anteil iranischer Rohöllieferungen nach Deutschland ist aber eher gering. 1999 entfielen 0,8 Prozent deutscher Rohöleinfuhren auf iranische Lieferungen
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