SPIEGEL online, 30.9.2000

INDISCHER AUSSENINISTER

Deutschland sollte in den Uno-Sicherheitsrat

Deutschland und Indien wollen bei der anstehenden Reform der Vereinten Nationen enger zusammenarbeiten. Beide Länder sind nach Überzeugung ihrer Außenminister Kandidaten für einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat.

Neu Delhi - Indien sei in der Sicherheitsratsfrage keine Konkurrenz für Deutschland, sondern Partner, sagte der indische Außenminister Jaswant Singh. "Indien ist eine der Schlüsselmächte im 21. Jahrhundert", antwortete Bundesaußenminister Joschka Fischer bei seinem Besuch in Neu Delhi. Die Bundesregierung würde deshalb eine stärkere Rolle Indiens in der Uno begrüßen. Singh ergänzte, er hoffe, dass der Sicherheitsrat nach der Uno-Reform die Welt besser repräsentiere. Die Bundesregierung erwäge, so Fischer, die 1998 wegen der Atomtests Indiens ausgesetzte Entwicklungshilfe an das Land wieder aufzunehmen. Ein genauen Zeitpunkt gebe es aber noch nicht, da noch Details geklärt werden müssten.

Gespräche über deutsche Entwicklungshilfe waren nach den indischen Atomtests im Mai 1998 von Berlin ausgesetzt worden. Deutschland forderte Indien auf, das Atomteststopp-Abkommen (CTBT) zu unterzeichnen. Die indische Regierung hat zwar Gespräche darüber begonnen, den Vertrag jedoch bislang nicht unterzeichnet. Kurz nach Indien hatte das benachbarte Pakistan Atomtests unternommen. Die Tests der beiden Staaten, die seit ihrer Unabhängigkeit von Großbritannien 1947 bereits drei Kriege gegeneinander führten, hatten international Besorgnis ausgelöst.