Süddeutsche Zeitung, 4.10.2000 Trotz vereinbarten Waffenstillstands Neue Unruhen im Westjordanland Assad und Mubarak verlangen arabische Gipfelkonferenz / Von Thorsten Schmitz und Heiko Flottau Tel Aviv/Kairo - Ungeachtet eines Montagnacht vereinbarten Waffenstillstandes ist es am Dienstag erneut zu schweren Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und Palästinensern im Gaza-Streifen und dem Westjordanland gekommen. Dabei wurde ein palästinensischer Polizist getötet. Seit Beginn der Kämpfe vor sechs Tagen sind damit mindestens 48 Palästinenser und israelische Araber getötet worden. Außerdem kamen drei israelische Soldaten und ein Zivilist ums Leben. Die Kämpfe hatten nach einem umstrittenen Besuch von Oppositionsführer Ariel Scharon auf der Esplanade des Tempelbergs in Jerusalem am Donnerstag begonnen. Premierminister Ehud Barak und Palästinenserpräsident Jassir Arafat wollen sich heute mit US-Außenministerin Madeleine Albright in Paris treffen, um die Chancen für eine Wiederaufnahme der Friedensgespräche auszuloten. Anschließend wollen sie zu Ägyptens Staatschef Hosni Mubarak nach Kairo reisen. Laut Mubarak können "Araber, Moslems und Christen" niemals die Souveränität Israels über die heiligen Stätten in Jerusalem akzeptieren. Das habe er US-Präsident Bill Clinton mitgeteilt, sagte Mubarak in Kairo auf einer Pressekonferenz mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Ägypten unterstütze den Vorschlag Arafats, wonach Israel lediglich die Souveränität über das jüdische Viertel und über die Klagemauer ausüben solle. Mubarak und Assad forderten die Einberufung einer arabischen Gipfelkonferenz, die über das israelische Vorgehen beraten solle.
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