Frankfurter Rundschau 4.10.2000 Unbekannte greifen Düsseldorfer Synagoge an Spiegel fordert ein klares Zeichen der Solidarität Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Tag der deutschen Einheit einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Düsseldorf verübt. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, mahnte ein deutliches Zeichen der Solidarität an. DÜSSELDORF/WEIMAR, 3. Oktober (dpa). Vermutlich mehrere Täter hatten kurz vor Mitternacht Molotowcocktails auf die gläserne Eingangstür der Synagoge geworfen. Ein Brandsatz konnte von einer Passantin ausgetreten werden. Zuvor hielt die Tür einem Ziegelstein-Wurf stand. Verletzt wurde bei dem Anschlag niemand. Es entstand geringer Sachschaden. Wenige Stunden später wurden zunächst zwei 15 und 16 Jahre alte Jugendliche festgenommen, die später aber wieder entlassen wurden, weil sie offenbar mit der Tat doch nichts zu tun hatten. Der Präsident des Zentralrates der Juden, Spiegel, verurteilte die Tat als "abscheulichen und antisemitischen Anschlag". Für ihn stelle sich die Frage, "ob es richtig war und ist, jüdische Gemeinden in Deutschland wieder aufzubauen", sagte Spiegel am Rande der Einheitsfeiern in Dresden. Der erneute Anschlag knapp ein halbes Jahr nach der Attacke in Erfurt mache deutlich, dass es Rechtsradikalismus und Antisemitismus nicht nur in Ostdeutschland gebe. In Erfurt hatten drei Rechtsextreme am Tag des Hitler-Geburtstages am 20. April zwei Molotowcocktails gegen die dortige Synagoge geworfen. Als Motiv nannten sie Judenhass. Von älteren Menschen habe er Anrufe erhalten, ob sie wie nach Hitlers Machtübernahme 1933 wieder Deutschland verlassen müssten, berichtete Spiegel nach dem jüngsten Anschlag in Düsseldorf. "Ich weiß noch nicht, was ich den Menschen sagen soll", sagte Spiegel. "Wir brauchen sehr dringend ein Zeichen, dass die deutsche Bevölkerung das nicht will, dass es sich um Einzeltäter handelt. Auf dieses Zeichen warten wir", fügte der Präsident des Zentralrats an. Der nordrhein-westfälische Innenminister Fritz Behrens (SPD) sagte Spiegel verstärkten Polizeischutz für jüdische Einrichtungen zu. Nach wie vor nicht aufgeklärt ist der Bombenanschlag auf jüdische Spätaussiedler in Düsseldorf vom 27. Juli. Dabei waren mehrere Menschen an einer S-Bahn-Station schwer verletzt worden. In Senden bei Münster griff in der Nacht zum Dienstag ein 16-Jähriger einen 15 Jahre alten Russlanddeutschen an. Das Opfer erlitt nach Angaben der Polizei Prellungen, konnte aber flüchten. In Schwerin attackierten Rechtsextreme der Staatsanwaltschaft zufolge ein Ehepaar, ebenfalls Spätaussiedler aus Russland, und verletzten die Frau am Kopf. "Zwei nur mit Springerstiefel bekleidete Skinheads" versuchten nach Angaben der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, eine Feier zum jüdischen Neujahrsfest in einer Synagoge zu stören. Die Polizei sah keinen rechtsextremen Hintergrund. Unbekannte schändeten in der Nacht zum Dienstag die KZ-Gedenkstätte Buchenwald. Sie schmierten Hakenkreuze auf Gedenktafeln und warfen Steine auf ein Fenster des Museums.
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