Frankfurter Rundschau, 05.10.2000 Jüdischer Friedhof geschändet Unbekannte haben einen jüdischen Friedhof in Schwäbisch Hall geschändet. In Solingen prügelten sich Skinheads mit einer Gruppe junger Türken. Nach dem Überfall auf Spätaussiedler erließ das Amtsgericht Schwerin Haftbefehl gegen einen der mutmaßlichen Täter. SCHWÄBISCH-HALL, 4. Oktober (dpa/ap/afp). Nach dem Anschlag auf einen jüdischen Friedhof in Schwäbisch Hall hat sich die Polizei mit einer zwölfköpfigen Sonderkommission auf die Suche nach den Tätern gemacht. Am Mittwoch fehlte von den Unbekannten, die in der Nacht zum Dienstag elf Grabsteine mit roter Farbe und Hakenkreuzsymbolen beschmiert hatten, allerdings noch jede Spur. Baden-Württembergs Innenminister Thomas Schäuble (CDU) reagierte mit "Abscheu und Empörung" auf die Schändung des Friedhofs. Die Sonderkommission werde mit Unterstützung des Landeskriminalamtes alles daran setzen, die Täter dingfest zu machen. Schäuble betonte: "Diese Leute können auf keine Nachsicht hoffen. Sie sind Gegner unserer Demokratie." Vier Skinheads wurden nach Auseinandersetzungen mit einer Gruppe junger Türken am Dienstagabend in Solingen festgenommen. Wie die Polizei in Wuppertal am Mittwoch berichtete, hatte eine Gruppe von etwa zehn Skinheads zunächst in der Innenstadt "Heil Hitler" und "Sieg Heil" skandiert. Danach seien sie auf eine Gruppe junger Türken getroffen und hätten mit diesen Streit begonnen. Um eine Eskalation zu verhindern, habe ein 24-jähriger Türke, dessen 21-jährige deutsche Freundin sowie ein 36-jähriger türkischer Imbissbudenbesitzer versucht, schlichtend einzugreifen, berichtete die Polizei. Dabei gab es den Angaben zufolge eine Rangelei. Drei Skinheads bedrohten die Schlichter mit einer Gaspistole. Die Polizei konnte vier Täter im Alter von 16 bis 19 Jahren festnehmen und zwei Gaspistolen sicherstellen. Die Festgenommenen seien betrunken gewesen. Gegen die Täter werde wegen Bedrohung mit einer Schusswaffe und des Verdachts des schweren Landfriedensbruches ermittelt. Nach dem Überfall auf ein Spätaussiedlerpaar in Mecklenburg-Vorpommern erließ das Amtsgericht Schwerin Haftbefehl gegen einen der mutmaßlichen Täter. Der 18-Jährige aus der rechten Szene wird beschuldigt, in der Nacht zum Dienstag zusammen mit einem unbekannten Mittäter in einem Schweriner Neubaugebiet das russische Ehepaar angegriffen zu haben, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte. Bei dem Überfall wurde die 32-jährige Ehefrau schwer verletzt. Vor der Attacke auf das Ehepaar hatten die beiden Jugendlichen rechtsradikale Parolen gegrölt und Hauswände mit Nazi-Parolen beschmiert. Anschlag auf Pariser Synagoge PARIS (afp). Im nördlichen Pariser Vorort Villepinte ist ein Brandanschlag auf eine Synagoge verübt worden. Eine Hintertür des jüdischen Gebetshauses wurde bei dem Anschlag in der Nacht zum Mittwoch von den Flammen zerstört und die Fassade rußgeschwärzt. Verletzt wurde niemand. Die Polizei geht davon aus, dass die Täter einen Brandsatz gegen die Tür der Synagoge schleuderten. |