web de 06.10.2000 16:37 Unruhen nach Freitagsgebet in der Altstadt von Jerusalem - Zweite Zusammenfassung Israelische Soldaten setzen Tränengas gegen Steinewerfer ein - Vier Palästinenser in den Autonomiegebieten getötet Jerusalem (AP)In der Altstadt von Jerusalem ist es am Freitag erneut zu Ausschreitungen gekommen, bei Kämpfen im Westjordanland und im Gazastreifen wurden zudem vier Palästinenser getötet. Die Unruhen in Jerusalem brachen unmittelbar nach dem Freitagsgebet in der Al-Aksa-Moschee aus. Mehrere dutzend junge Palästinenser warfen Steine auf israelische Sicherheitskräfte. Diese setzten Tränengas und gummi-ummantelte Stahlgeschosse ein. Palästinensische Polizisten verhinderten jedoch eine Eskalation. Die palästinensische Polizei bezog vor dem Hauptzugang zur Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg Stellung, um eine direkte Konfrontation zwischen ihren Landsleuten und israelischen Soldaten zu verhindern. Viele Palästinenser verließen das Gelände nach dem Freitagsgebet jedoch über einen anderen Ausgang und trafen in den engen Gassen der Altstadt auf die israelischen Sicherheitskräfte. Jugendliche bewarfen einen Polizeiposten mit Steinen und setzten ein Polizeirevier in Brand. Die israelischen Polizisten zogen sich schließlich zurück und überließen es den palästinensischen Sicherheitskräften, die Menge auseinander zu treiben. Bei den Ausschreitungen wurden nach israelischen Angaben zehn Polizisten verletzt. Der Polizeichef von Jerusalem, Jair Itzhaki, sagte, die Zusammenarbeit mit den palästinensischen Sicherheitskräften habe sich als sinnvoll erwiesen. «Wenn wir auf den Tempelberg gegangen wären, hätte es in einem Blutvergießen geendet», sagte Itzhaki. Auf dem Tempelberg, der drittheiligsten Stätte des Islam, waren in der vergangenen Woche die Unruhen aufgeflammt, in deren Verlauf bislang 71 Menschen getötet und rund 1.900 verletzt wurden. Aus Angst vor neuen Unruhen hatte Israel bereits am frühen Morgen die palästinensischen Autonomiegebiete abgeriegelt. So wurden zahlreiche Moslems davon abgehalten, zum Freitagsgebet nach Jerusalem zu pilgern. Rund 8.000 Gläubige versammelten schließlich in der Al-Aksa-Moschee - normalerweise sind es zwischen 10.000 und 15.000. In Nablus protestierten etwa 7.000 Demonstranten gegen die Abriegelung des Westjordanlands. «Unser Blut ist unser Weg nach Jerusalem», hieß es auf einem der Transparente. Steinewerfende Palästinenser marschierten auf eine nahe gelegene jüdische Siedlung. Israelische Soldaten eröffneten das Feuer auf die Menge und töteten zwei Palästinenser. Später schossen mehrere Palästinenser auf israelische Sicherheitskräfte. Ein weiterer Palästinenser kam in Tulkarem ums Leben, ein vierter wurde in Gaza erschossen. Mehrere dutzend Menschen wurden verletzt. Mubarak kündigt arabischen Gipfel an (Kairo) Der ägyptische Präsident Husni Mubarak kündigte
am Freitag einen arabischen Gipfel zur Situation im Nahen Osten an. Er
solle am 21. oder 22. Oktober vermutlich in Kairo stattfinden, sagte Mubarak
im staatlichen Fernsehen. Zugleich kritisierte er den israelischen Ministerpräsidenten
Ehud Barak, weil dieser nach dem jüngsten Nahost-Gipfeltreffen in
Paris nach Hause geflogen war und nicht an einer Fortsetzung des Spitzentreffens
mit dem palästinensischen Präsidenten Arafat und US-Außenministerin
Madeleine Albright in Scharm el Scheich teilgenommen hatte. Er könne
nicht verstehen, warum sich Barak der Einsetzung einer internationalen
Kommission zur Untersuchung der jüngsten Unruhen widersetze, sagte
Mubarak. |