Frankfurter Rundschau, 10.10.2000 Kurde berichtet von schwerer Folter nach Abschiebung in die Türkei Soydut leidet noch immer unter Folgen der Verletzungen und hofft nach zweiter Flucht in die Bundesrepublik weiter auf Asyl Von Dieter Balle KARLSRUHE, 9. Oktober. Der 42-jährige Kurde Hüseyin Soydut ist nach eigenen Angaben nach der Abschiebung aus Deutschland im Juni vergangenen Jahres 45 Tage lang an einem unbekannten Ort im Raum Istanbul gefangengehalten und gefoltert worden. Nun flüchtete Soydut zusammen mit seinen beiden minderjährigen Söhnen erneut nach Deutschland und stellte einen Asylfolgeantrag. Am 15. Juni 1999 war Soydut nach der zwangsweisen Rückkehr zusammen mit seinen beiden damals 13- und 14-jährigen Söhnen am Flughafen Istanbul festgenommen und drei Tage festgehalten und verhört worden. Nach seiner Freilassung sei er jedoch von zwei Zivilpolizisten noch auf dem Flughafengelände erneut festgenommen und verschleppt worden. Bei dem Versuch, ihm zu Hilfe zu eilen, sei sein 14-jähriger Sohn verletzt worden. Die minderjährigen Kinder blieben allein zurück, als er in einem Auto mit verbundenen Augen an einen unbekannten Ort im Raum Istanbul gebracht worden sei, berichtet Soydut der FR. Er sei in einer fensterlosen Kellerzelle gefangengehalten und zwei- bis dreimal in der Woche zum Verhör geholt worden, wo er schwer misshandelt worden sei. Schwere Verletzungen durch Folter, unter anderem eine Fraktur des Ellenbogengelenks, sind in einem ärztlichen Gutachten dokumentiert. Da er keine ärztliche Hilfe bekam, leidet Soydut noch heute unter den Folgen der nicht ausgeheilten Verletzungen. Eineinhalb Monate nach seiner Verschleppung habe man ihn in einem Istanbuler Park freigelassen, berichtet er. Seine Söhne waren in der Zwischenzeit von einem Onkel in Narli aufgenommen worden. Aus Angst wieder inhaftiert zu werden, tauchte Soydut in der Türkei unter. Sein Haus in einem Dorf bei Pazarcyk war bereits vor Jahren nach seiner Flucht in die Bundesrepublik 1989 von Sicherheitskräften wegen angeblicher Unterstützung der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK zerstört worden. Soydut schloss sich nach eigenen Angaben nach seiner Freilassung aus der Folterhaft zwei Männern an, die logistische Unterstützung für die PKK leisteten, flüchtete jedoch anlässlich einer Razzia, bei der er nur knapp der Verhaftung entkam. Zusammen mit seinen Söhnen suchte er nun mit Hilfe einer Schlepperorganisation erneut Zuflucht in Deutschland. Die Ehefrau Soyduts, die ebenso wie die beiden minderjährigen Töchter nicht abgeschoben worden war, ist laut einem psychiatrischen Gutachten infolge sexueller Folter vor der Flucht in die Bundesrepublik 1991 schwer psychisch erkrankt. Sie leidet an einem posttraumatischen Belastungssyndrom und ist nach Einschätzung des behandelnden Psychiaters suizidgefährdet. Die Frau und ihre Töchter waren aus Angst vor einer Abschiebung die vergangenen zwei Jahre lang in der Bundesrepublik untergetaucht. |