Neue Zürcher Zeitung, 14. Oktober 2000 Irans Aussenminister im Irak Durchbrechen des Luftverkehrsembargos vk. Limassol, 13. Oktober Der iranische Aussenminister Kharrazi ist am Freitag auf dem Luftweg in Bagdad eingetroffen, wo er sich während dreier Tage um eine Annäherung an den ehemaligen Kriegsgegner kümmern will. Darin liegt ein doppeltes Signal des guten Willens gegenüber dem Irak, nämlich auch dass Iran zu der schon länger andauernden arabischen Kundgebung gegen das Luftverkehrsembargo beitragen will. Seit den «Eröffnungsflügen» dreier russischer Flugzeuge und eines französischen nach dem Internationalen Flughafen Saddam Hussein folgten Maschinen mit mehr oder weniger offiziellen Delegationen und Hilfsgütern aus Marokko, Jordanien, Syrien, der Türkei und Ägypten. Doch hat noch kein Land über diese humanitär begründeten Initiativen hinaus regelmässige und kommerzielle Flüge nach Bagdad angesetzt, was deutlich nach einem Verstoss gegen die Uno-Sanktionen aussähe. Kharrazi erreichte Bagdad auf dem Umweg über Beirut, wo er am Donnerstag unter anderem mit dem Uno- Generalsekretär und dem Generalsekretär des Hizbullah über einen Gefangenenaustausch mit Israel beraten hatte. Kharrazis Besuch ist der erste eines iranischen Aussenministers seit 1990, als ein Versöhnungsanlauf des damaligen Amtsinhabers Velayati im Sand verlief. Ein neuer freundschaftlicher Funke ist offenbar bei einem Treffen zwischen Präsident Khatami und dem irakischen Vizepräsidenten Ramadan im Opec-Rahmen in Caracas gesprungen. In den Monaten davor hatte einerseits eine Art Stellvertreterkrieg, ausgetragen mit blutigen Granatangriffen der jeweiligen Oppositionsgruppen, geherrscht. Anderseits hatte Teheran in Etappen Tausende von irakischen Gefangenen aus dem ersten Golfkrieg freigelassen, zuletzt Anfang August ein Gruppe von 728 Irakern, welchees als die letzten noch verbliebenen Kriegsgefangenen bezeichnete. Hauptprobleme einer Normalisierung sind die iranischen Reparationsforderungen an den Irak sowie die gegenseitige Unterstützung der Exilopposition des Gegners. |