16.10.2000 06:49 Wenig Optimismus vor Nahost-Gipfel Barak für «Mechanismus» zur Verwirklichung von Vereinbarungen Washington/Scharm el Scheich (AP) Mit wenig Optimismus gehen die meisten Teilnehmer in eine kurzfristig vereinbarte Nahost-Gipfelkonferenz, die am (heutigen) Montag um 12.00 Uhr MESZ im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich auf der Halbinsel Sinai beginnen soll. Ziel ist eine Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern. Wichtigste Teilnehmer sind der israelische Ministerpräsident Ehud Barak, der palästinensische Präsident Jassir Arafat, US-Präsident Bill Clinton, der ägyptische Staatschef Husni Mubarak, der jordanische König Abdullah, UN-Generalsekretär Kofi Annan und ein EU-Vertreter. Nach israelischen Angaben soll nur über eine Beendigung der Unruhen und nicht über den Friedensprozess verhandelt werden. Clinton flog am Sonntag aus Washington ab. Der nationale Sicherheitsberater Sandy Berger sagte im Fernsehen, Clintons Ziel sei es, die Gewalt zu stoppen. Er habe keine Illusionen, sagte Berger. Die Situation sei sehr schwierig. Es werde schwer sein, eine rasche Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen zu erreichen. Außenministerin Madeleine Albright sagte in einer anderen Sendung, die USA hofften Arafat zu einem intensiveren Vorgehen gegen die Gewalt veranlassen zu können. Der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat warnte vor irgendwelchen Erwartungen. Er warf Barak vor, er habe sich aus dem Friedensprozess entfernt und wolle den Palästinensern eine Lektion erteilen. Barak sagte im US-Sender CNN, er glaube, dass ein Ende der Gewalt herbeigeführt werden sollte und könne. Er sprach sich für die Schaffung eines Mechanismus zwischen Israel, Palästinensern und USA aus, der gewährleisten solle, dass einmal erreichte Übereinstimmung in Sicherheitsfragen auch verwirklicht werde. Israel droht Vergeltung für Entführung an Die israelische Regierung hat Angaben der in Libanon aktiven Moslemmiliz Hisbollah bestätigt, dass sie einen israelischen Oberst in ihre Gewalt gebracht habe. Barak erklärte, dass ein israelischer Geschäftsmann, der Reserveoffizier sei, «offenbar an einen Ort in Europa gelockt» und dort «mit Methoden, die an die Mafia erinnern, entführt wurde». Er sagte: «Israel wird darauf zu antworten wissen.» Aus Kreisen israelischer Sicherheitsbehörden verlautete, die Entführung habe sich in der Schweiz ereignet. Die Gefangennahme des Mannes war von dem Hisbollah-Führer Scheich
Nasrallah am Sonntag in Libanon während einer Fernsehübertragung
bekannt gegeben worden. Er sprach von einer «neuen qualitativen
Errungenschaft». In einer komplizierten Operation habe man einen
Oberst gefangen genommen, der für eine israelische Sicherheitsbehörde
arbeite. Details würden «zu gegebener Zeit» verbreitet
werden.
|