Frankfurter Rundschau, 17.10.2000
Mahnmale in Berlin und Landau geschändet
BERLIN/OBERHAUSEN, 16. Oktober (afp/dpa/ap/rtr). Unbekannte haben ein
Mahnmal für die Euthanasie-Opfer der Nationalsozialisten in Berlin
geschändet. Wie die Polizei am Montag mitteilte, beschmierten die
Täter die Gedenktafel im Berliner Bezirk Tiergarten offenbar am Wochenende
mit Fäkalien. Ein rechtsextremer Hintergrund der Tat sei nicht auszuschließen,
der Staatsschutz habe die Ermittlungen aufgenommen. Die Gedenktafel aus
Bronze erinnert an die erste große Deportation von Opfern des NS-Euthanasie-Programms
im Jahre 1940.
Das jüdische Denkmal in Landau in der Pfalz, das an die ehemalige
Synagoge erinnert, wurde am Wochenende mit einer blau-grünen Metallfarbe
überschüttet. Dies gaben Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag
bekannt. Die Täter hätten hinter dem Denkmal eine Farbdose zurückgelassen,
auf der ein Aufkleber mit Hakenkreuz und den Worten "Juda verrecke"
angebracht war.
Mit einer Bombenattrappe bedrohten unbekannte Täter die rund 50 Bewohner
eines Asylbewerberheims im sächsischen Torgau und lösten einen
Großeinsatz von Sicherheitskräften aus. Nach Angaben der Polizei
hatte ein Heimmitarbeiter in der Nacht zum Montag an einer Außenwand
einen verdächtigen Gegenstand entdeckt, der einer Bombe täuschend
ähnlich gesehen habe. Die Polizei vermutet Fremdenfeindlichkeit als
Motiv der Tat.
Zwei Tage nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerber-Wohnheim in Oberhausen
hat die Polizei noch keine heiße Spur. Es werde weiter in alle Richtungen
ermittelt, sagte ein Polizeisprecher. Zwei Unbekannte hatten am späten
Samstagabend drei Molotowcocktails gegen eine Außenwand des Gebäudes
geworfen. Niemand wurde verletzt. Der Staatsschutz Essen nahm die Ermittlungen
auf.
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