Die Welt, 19.10.2000 Familienbericht zur Integration von Ausländern Fazit von Familienministerin Christine Bergmann (SPD): "Die Integration ist für die meisten Migranten einigermaßen erfolgreich gelaufen" Berlin - Die Arbeitslosenquoten ausländischer Männer und Frauen liegen mit über 20 Prozent mehr als doppelt so hoch wie die der deutschen. Dies ist eine zentrale Erkenntnis des sechsten Familienberichts, den Christine Bergmann (SPD), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, gestern in Berlin vorstellte. Der 247 Seiten starke Report wurde erstellt von einem fünfköpfigen Sachverständigenrat renommierter Sozialwissenschaftler. "Die Integration ist für die meisten Migranten einigermaßen erfolgreich gelaufen", stellte die Ministerin fest. Die wichtigsten Erkenntnisse: I. Auch wenn der größte Teil der ausländischen Bevölkerung aus den Gastarbeitern der sechziger und siebziger Jahre besteht, ist die Integration keine einmalige Aufgabe. Die Zuwanderung ist längst ein "Dauerphänomen" geworden, ein "wesentlicher Bestandteil der Differenzierung und Pluralisierung moderner Gesellschaften", wie es in dem Bericht heißt. II. Die räumliche Verteilung der ausländischen Bevölkerung konzentriert sich neben den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin auf Grund der Wirtschaftsstruktur auf den Westen und Süden Deutschlands. In den neuen Ländern beträgt der Ausländeranteil nur 0,8 Prozent. III. Die Haushaltsnettoeinkommen von Familien ausländischer Herkunft fallen deutlich niedriger aus als die der deutschen; ausländische Ehefrauen sind zu einem geringeren Prozentsatz erwerbstätig als deutsche. IV. Deutschkenntnisse sind vor allem bei Kindern zu fördern, ohne die Herkunftssprache zu vernachlässigen. V. Da intakte Familien die beste Garantie dagegen bieten, dass Kinder und Jugendliche ausländischer Abstammung "abrutschen", darf nicht die Ablösung von der Herkunftskultur gefordert werden. Unter den Familien ausländischer Abstammung sei eine relativ hohe Bereitschaft zur Integration festzustellen, sagte Professor Bernhard Nauck, Soziologe und Mitglied des Sachverständigenrates. "Leider haben sich die Integrationschancen in den letzten 20 Jahren sehr verschlechtert, insbesondere beim Übergang vom Bildungs- ins Berufssystem." |