Süddeutsche Zeitung, 20.10.2000
Nahost ist größter Absatzmarkt für Waffen Länder der Region investieren 138 Milliarden Mark / USA steigern Rüstungsexporte London (AFP) - Der Nahe Osten ist weiterhin der bedeutendste Absatzmarkt für Waffen. Die Länder der Region gaben im vergangenen Jahr insgesamt 60 Milliarden Dollar (etwa 138 Milliarden Mark) für Waffen und andere militärische Zwecke aus, wie das Internationale Institut für Strategische Studien (IISS) in London am Donnerstag in seinem Jahresbericht "Military Balance 2000/2001" erklärte. Damit lagen die Ausgaben etwa gleich hoch wie im Vorjahr, obwohl eine Minderung von fünf Prozent vorgesehen war. Grund für die Mehrausgaben waren nach Einschätzung des IISS die hohen Ölpreise. Weltweit erreichte der Handel mit Waffen im vergangenen Jahr ein Volumen von 53,4 Milliarden Dollar (122,8 Milliarden Mark) gegenüber 58 Milliarden 1998. Nach Ansicht der Experten bedeutet der Rückgang aber nicht zwangsläufig eine dauerhafte Tendenz, sondern spiegele lediglich das "Rauf und Runter" bei den Lieferungen wider. Im Nahen Osten investierte Israel eine besonders hohe Summe in Waffenkäufe. Seine Militärausgaben lagen 1999 bei etwa 20,24 Milliarden Mark, was 8,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausmachte. In den vorangegangenen fünf Jahren waren es allerdings zwischen zehn und zwölf Prozent des BIP. Im laufenden Jahr plant Israel eine Steigerung seines Militäretats um 3,9 Prozent. Dabei sind laut IISS die US-Militärhilfen noch nicht eingerechnet. Saudi-Arabien als weltgrößter Waffenimporteur gab im vergangenen Jahr umgerechnet 14,03 Milliarden Mark für Waffen aus. Für dieses Jahr plant Riad zudem eine Steigerung seines Gesamt-Militärbudgets um 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf etwa 43 Milliarden Mark. Die tatsächlichen Kosten dürften allerdings wesentlich höher ausfallen - schon im vergangenen Jahr überschritt Riad sein Budget um 19 Prozent. Der bedeutendste Waffenkäufer im asiatischen Raum war im vergangenen Jahr Taiwan. Dort wurden umgerechnet 5,98 Milliarden Mark ausgegeben. Das IISS verwies in seinem Bericht auch auf die Vereinigten Arabischen Emirate, die seit 1996 ihre Militärausgaben mehr als verdoppelten und in diesem Jahr ein Budget von umgerechnet 8,87 Milliarden Mark anstreben. Die USA bauten ihre Stellung als weltweit bedeutendster Waffenlieferant im vergangenen Jahr weiter aus. 1999 lieferten sie 49,1 Prozent der Waffen, während es im Vorjahr noch 47,6 Prozent gewesen waren. An zweiter Stelle bei den Exporteuren stand Großbritannien mit 18,7 Prozent der Verkäufe vor Frankreich mit 12,4 Prozent und Russland mit 6,6 Prozent. Mindestens 100 000 Menschen sind in den vergangenen zwölf Monaten in bewaffneten Konflikten weltweit getötet worden. 60 000 davon starben allein in Bürgerkriegen südlich der Sahara, wie das IISS mitteilte. Demnach wurden in drei Vierteln der schwarzafrikanischen Länder seit vergangenem Oktober bewaffnete Konflikte ausgetragen. Einsätze von UN-Friedenstruppen hätten hier höchstens für kurze Atempausen gesorgt, heißt es in dem Jahresbericht. Vor allem in Zentralafrika sei die Lage wegen Kämpfen zwischen Rebellen und der Regierung in der Demokratischen Republik Kongo instabil. In Angola kamen bis August bei Kämpfen zwischen den Unita-Rebellen und der Regierung um Diamanten 6000 Menschen ums Leben. In Sierra Leone im Westen des Kontinents zerschlug eine Offensive der Rebellen die Hoffnungen auf Frieden. In Ostafrika lieferten sich Eritrea und Äthiopien den größten Krieg am Horn von Afrika. |