Die Presse (Wien), 21.10.2000 Türkei - EU: Unstimmigkeit über Termin Ankara will ab 2002 verhandeln, die EU erst später. Von unserer Korrespondentin BRÜSSEL (do). Die Beziehungen zwischen der EU und dem größten Beitrittskandidaten, der Türkei, sind zur Zeit alles andere als entspannt. Anläßlich eines Besuchs von Premierminister Yilmaz in Brüssel traten gravierende Auffassungsunterschiede in der Frage zutage, wann die Türkei Beitrittsverhandlungen aufnehmen könnte. Ankara glaubt, bis Ende 2001 so weit zu sein, Erweiterungskommissar Günter Verheugen hält das für nicht realistisch. "Die Türkei erfüllt zur Zeit die Kopenhagener Menschenrechtskriterien nicht", sagte er. Bei einem Seminar im EU-Parlament kam es indessen zu einem hitzigen Wortgefecht zwischen Yilmaz und dem deutschen CSU-Abgeordneten Michael Gloss. Dieser meinte, die Türkei passe von Kultur und Weltanschauung her nicht in die EU. Yilmaz erwiderte, es sei Zeit, falsche Argumente fallenzulassen. Die Ablehnung komme daher, daß Türken Moslems seien. Die Türkei habe kein Interesse an einem Sonderstatus, sie wolle EU-Mitglied werden.
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